Argumente für den Dialog mit Christen

In Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!

 

„Und fürchtete den Tag, an dem ihr zu Allah zurückgebracht werdet. Dann

wird jeder Seele das zurückerstattet, was sie erworben hat, und ihnen wird kein Unrecht geschehen.“ (2:281)

 

Dieser Koran-Vers ist der letzte offenbarte Vers in der letzten heiligen Schrift, im Koran, den Mohammed a.s.s. der letzte aller Propheten, empfange hat. Diese Vers ist ergreifend für jede glaubende Seele und ermahnend für alle Erdbewohner. Weil Sinn und Bedeutung dieser Worte in der Offenbarung leicht erkennbar sind, wird hier auf deren Kommentierung verzichtet.

 

Neun Tage später nach der Offenbarung des genannten Vers starb der geliebte Prophet des Islam und wurde von den Muslimen mit tiefer Trauer beweint. Es herrschte seelische Erschütterung, die nicht allein wegen des Ablebens des Propheten zu begründen war, sondern auch, weil Gabriel, der sonst dreiundzwanzig Jahre lang während der Botschaft des Propheten Mohammed a.s.s. immer wieder zwischen Himmel und Erde für jedes Anliegen der islamischen Gemeinde pendelte, um göttliche Kunde zu geben, nun keine Botschaften mehr überbringen würde.

 

Dennoch bedeuten weder der Tod des Propheten noch das Ausbleiben Gabriels den Untergang des Islam; denn Allah gewährleistet im Koran (15:9) den Schutz und die Unversehrtheit Seiner Botschaft. Selbst der Prophet a.s.s. hatte für diese Stunde vorgesorgt, indem er sich so äußert : „ Ich habe euch das hinterlassen, mit dem ihr niemals irregeht, solange ihr daran festhaltet : den Koran und meine Sunna.“

 

Allah hat im Laufe der Menschheitsgeschichte zahlreiche Propheten entsandt und ihnen Botschaften an die Menschen gegeben. Unter den Propheten sind Noah, Abraham, Moses, Jesus und Mohammed, Allahs Segen und Friede auf ihnen alle. Und unter den Botschaften sind die Schrift Abrahams, die Tora, das

Evangelium und der Koran, der sie alle bestätigt, erläutert und das korrigiert, was dort- sei es willkürlich oder irrtümlich- verändert wurde.

 

Das vorliegende Thema wurde erstmalig am 16. November 1989 an der Universität Duisburg als Vortrag in gekürzte Form gehalten. Es erörtert viele Streitfragen in Rahmen des Dialoges mit Christen und gibt Auskunft über Fehler und Irrtümer, die im Laufe der Jahrhunderte nach der Botschaft Jesu entsandten sind und im Koran erklärt werden. Es sind einzelne, voneinander unabhängige Beiträge, die sich gegenseitig ergänzen und unterstützen. Jeder von ihnen beginnt mit einem themenbezogenen Abschnitt aus dem Koran in arabischer und deutscher Sprache. Darauf folgen einige, zum Teil kommentierte Zitate, welche überwiegend von christlichen Autoren stammen, die eine berechtigte Kritik an ihrer Kirche üben und die Richtigkeit der letzten Botschaft Allahs bewusst oder unbewusst bestätigen.

 

Kernfragen des Glaubens

Allahu Akbar und die Niederwerfung

 

„ Am Tage ( des jüngsten Gerichts), wenn die Beine enblößt und sie aufgefordert werden, sich anbetend niederzuverfen, werden sie es nicht können. Ihre Blicke werden niedergeschlagen sein, (und) Schande wird sie bedecken; denn sie waren (vergebens) aufgefordert

worden, sich anbetend niederzuwerfen, als sie wohlbehalten waren „ (68:42)

„ Es ist kein Gott außer einem Einzigen Gott „ ist ein Grundsatz im Vers 73 der fünften Sura Al-Ma`ida , der in allen Offenbarungn allahs durch alle  Zeiten vorkommt.

 

Allah, erhaben ist Er, ist dieser Einzige Gott. Er ist Schöpfer der Himmel und der Erde und über alle dinge mächtig. Er besitzt  die absolute Macht, die Menschen zur absoluten Unterwerfigkeit zu formen. Er tut dies aber nicht und verlangt von uns Menschen in aller Liebe die vetrauensvolle und freiwillige Ergebung in Seinen Willen.  Ausdruck für eine solche freie Wahl, eine freie Entscheidung für die „Hingabe (=Islam ) „, ist das Glaubensbekenntnis (Schahada), also die Bestätigung dafür, dass der Mensch- sowohl innerlich im Herzen als auch äußerlich vor allen Menschen- eine solche freie Wahl getroffen hat.

Zu diesem Glaubensbekenntnis bekennen sich über eine Milliarde Menschen, fast ein Viertel der Erdbevölkerung; sie sind diejenigen, die laut Gebot des Koran, Allah in vollkommener Weise verherrlichen und den Namen ihres Großen Herren preisen.

Die vollkommene Form der Verherrlichung und Lobpreisung Allahs ist in erster Linie durch die Verrichtung der vorgeschriebenen Gebete gegeben : In ihren täglichen Gebeten bekräftigen die Muslime immer wieder ihre Zugehörigkeit zum Glauben durch den ewigen Satz :

„ Ich bezeuge, dass kein Gott da ist außer Allah, und ich bezeuge, dass Mohammed a.s.s. der Gesandte Allahs ist.“

 

Diese , sich in Allahs Willen ergebende MENSCHEN; SIND DIE „ Muslime“, die von ihrem Schöpfer- unter Bezugnahme auf Seine Einzigkeit- aufgefordert werden, das Gebet zu Seinem Gedenken zu verrichten, wie es in Vers 14 der Sura 20 (Taha) wörtlich hießt :

„Ich bin Allah. Es ist kein Gott außer mir; darum diene Mir  und verrichte das Gebet zu Meinem Gedenken“

 

Wie wir Muslime zu Allah beten, ist keine Erfindung eines Menschen, sondern eine Bestimmung von Ihm selbst, die wir in Koran und Sunna verbindlich finden. Es ist As-Salah, das Gebet im Islam, das optisch durch Verneigung und nach der in Vers 107 der 17. Sura Al-Isra erwähnten Form durch Niederwerfung (Sugud) auf das Angesicht, erkennbar ist.

 

Alle Handlungen im Gebet, einschließlich Verneigung und Niederwerfung, sowie die Niederwerfung während der Koran Rezitation (Sugud at-tilawa), werden von dem „Takbir“ begleitet, indem der Betende die Worte „allahu akbar (=Allah ist Größer) „ spricht. In einem bei Al-Buchzary überlieferten Hadith sagt Abu Huraria , eine Gefährte des Propheten a.s.s. :

„Wenn der Gesandte Allahs, llahs Segen und Friede auf ihm, das Gebet begann, sagte er Allahu akbar (=Allah ist Größer), während er aufrecht stand.“

 

Danach sagte er Allahu akbar, wenn er sich zur Verneigung (Rukuu) bewegte. Dann sagt er  samià- llahu liman Hamidah (= Allah hört den, der Ihn lobpreist) wenn er sich mit seinem Rücken wieder vom Ruku (Verneigung) aufrichtete. Stehend sagte er dann rabana walaka-l-hamd (= unser Herr, und Dir gebührt alles Lob).. Danach sagte er weiter Allahu akbar, wenn er seinen Kopf (von Boden ) erhob. Ferner sagte er Allahu akbar bei der Niederwerfung (Sugud) und noch mal Allahu Akbar bei der Niederwerfung (sugud) und noch mal Allahu akbar, wenn er wieder seinen Kopf (von boden) erhob, er tat dies alles im Verlauf des ganzen Gebets, bis er zu Ende führte. Und er sagte ebenfalls Allahu akbar, wenn er sich von der Sitzstellung am Ende des zweiten Gebetabschnitts (Rak´a ) erhob. „

 

Damit ist der Takbir, nach dem Glaubensbekenntnis (Shahada), eine weitere Bestätigung des Glaubens im Islam, der enorme Glaubensinhalte einschließt : Im Gebet bedeuten diese, dass Allah, unser Gott, Schöpfer, Ernährer, Erhalter, Beschützer usw., von Dem wir völlig abhängig sind, und vor Dem wir nun im Gebet stehen, größer ist als alles andere Denkbare und Vorstellbare in Seiner Schöpfung, und keiner ist Ihm ebenbürtig, gleich. „Und rühme Seine Größe in gebührender Weise“ (=wa-kabbirhu takbira), nach Vers 111 der 17. Sura Al-Israa.

“Allahu akbar und die Niederwerfung” bilden zusammen den Kern des Glaubens durch alle Zeiten in der Glaubengeschichte, und wenn wir unsere Gebetsform heutzutage bei Juden und Christen nicht mehr finden können, so finden wir doch Bruchstücke davon in der biblischen Überlieferung. Die Einzigkeit Gottes zum Beispiel ist in Jesaja 44,6 anzutreffen : „ So spricht der Herr, der König Israels und sein Erlöser, der Herr der Heerscharen : „ Ich bin der Erste und ich der Letzte, und außer mir ist Kein Gott (arabisch : la ilaha ila-llah). Wer ist wie ich ?“

 

Der Gebetstritus der Essener erfordert sogar mehrfach ein Sich niederwerfen im Angesichte Gottes. „Und er (Jesus) ging ein wenig vorwärts, warf sich auf sein Angesicht nieder und betete (Mathäus 26,39).

 

In Nachschlagwerken über die christliche Religion finden wir auch diese Formulierung „Gott selbst kann nie Objekt des Denkens und Wahrnehmens werden. Die gegenständliche Erkenntnis vermag mit ihren Gottesvorstellungen gleichsam nur den Schatten Gottes zu erfassen, nur die Zeichen seiner Herrlichkeit an seinen geschöpflichen Werken.  Gott ist immer größer (deus semper maior) als die höchsten Gedanken und Vorstellungen über Gott. Durch Abstraktion erreicht das gegenständliche denken z.B. den Grenzbegriff eines allumfassenden, reinen und absoluten Seins; oder es kommt durch Steigerung menschlicher Eigenschaften zum Begriff der Allmacht und Allwissenheit Gottes, durch Verneinung aller Schranken zum Begriff der Unendlichkeit Gottes oder zu Aussagen, welche Gott als Ursachen bezeichnen“.

 

 Ferner finden wir noch im 1. Mose, Kapitel 17,3, dass sich Abram (=Abraham) auf sein Angesicht niederwarf. Dasselbe wiederholt sich im Vers 17 desselben Kapitels; und im Kapitel 18,2 desselben Buches ist die Rede von der „Verneigung Abrahams zur Erde“.

 

Ist der Grundsatz von „Allahu akbar „ und Niederwerfung“ uns Menschen in der heutigen Zeit nicht überzeugend genug, um jede Art von Schirk (Beigesellung Allahs) aufzugeben ?

 

Zum Schirk gehört die Behauptung von der „ Mensch- und Fleischwerdung Gottes“, aus der weiteres Unheil entstanden ist, wie etwa die „göttliche  Sohnschaft  Jesu“ und die“Dreifaltigkeit“, „ .. und sie dichten Ihm ohne alles Wissen fälschlicherweise Söhne und Töchter an. Gepriesen sei Er und Erhaben über das, was sie (Ihm) zuschreiben“.

 

Abu Huraria, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete, dass der Gesandte  Allahs Segen und Friede auf ihm sagte : „Ich schwöre bei Dem, in Dessen Hand mein Leben ist, dass der Sohn der Maria alsbald zu euch als Schiedsrichter entsandt werden wird; sodann wird er das Kreuz brechen, das Schwein töten, den Krieg einstellen, und das Geld wird sich so vermehren, dass keiner es wird annehmen wollen. Stattdessen wird eine einzige Niederwerfung (zur Anbetung Allahs) besser sein als die Welt und das, was auf ihr ist.“

 

Abu Huraira fuhr fort : « Leset, wenn ihr wollt, «  Und es gibt keinen unter den Leuten der Schrift, der nicht vor seinem Tod daran glauben wird ; und am Tage der Auferstehung wird er (Jesus) ein Zeuge gegen sie sein. » (4:159)

 

Der Glaube an den Einen Gott, den Höchsten Herrn der Schöpfung, hatte die Muslime so stolz und sicher gemacht, dass sie jetzt niemand mehr dazu bringen konnte, sich vor jemand anderem als dem Allmächtigen zu verbeugen. Da sie in ihren Herzen den Ruhm des Ruhmreichsten trugen, ließ sie der Glanz weltlicher Größe unbeeindruckt. Abu Musa berichtete , dass , als er den Hof des Negus zusammen mit anderen Muslimischen Auswandern erreichte, „Amr Ibn- As zur Rechten des Kaisers, „Umaira zu seiner Linken saß und Priester in doppelter Reihe vor ihm standen. „Amr und Umaira erklärten dem Kaiser, dass die Muslime nicht gewohnt wären, vor irgend jemand niederzuknien. Die Priester bestanden jedoch darauf, dass sie dem Kaiser so ehre erweisen sollten, vorauf Gaàfar ohne zu zögern erwiderte: „Wir Muslime knien allein vor Allah und vor sonst niemand nieder“.

 

Rabb´yy Ibn Amir wurde einmal von Sa´ad  als sein Gesandter zu Rustum dem Heeresführer Persiens, geschickt. Rustum empfing ihn in einer großen Audienzhalle, die mit kostbaren Teppichen ausgelegt war. Rustum, der eine Krone und Gewänder trug, die vor Edelsteinen blitzen, saß auf dem Thron. Rabýy dagegen war sehr ärmlich bekleidet. Er kam beinahe in Lumpen und trug einen Schild, der zu klein für ihn war. Sein Pferd, auf dem er geradewegs auf Rustum zutritt und das die kostbaren Teppiche unter seinen hufen zertrampelte, war ebenfalls von kleinen Wuchs. Als er sich dem thron näherte, stieg er ab, verknüpfte die Zügel seines Pferdes und schritt auf Rustum zu, noch immer in Helm und Waffen. Die Offiziere bei Hofe erhoben dagegen Einwand. Sie baten ihn, doch wenigstens den Helm abzunehmen, ehe er sich dem Heersführer nähere. Aber Rabýy entgegnete mit Entschiedenheit : ich kam auf eure Bitte hin und nicht aus eigenem Antrieb, und ich bin bereit umzukehren, wenn ihr mich nicht hier haben wollt.“

 

Hier griff Rustum ein und befahl seinen Offizieren, ihn vortreten zu lassen wie es ihm beliebe. Rabýy schritt vor, indem er sich auf seine Lanze stützte und damit bei jedem schritt die Teppiche durchbohrte. Die Leute fragten ihn über den Grund seines Besuches aus. Er sagte :

„ Wir wurden von Allah auserwählt, um die Menschen aus der Knechtschaft der Mitmenschen zu rette, als dann sie aus der enge dieser Welt zur endlosen breite des Jenseits, und aus der Unterdrückung andere Religionen zur Gerechtigkeit des Islam, zu führen.“

Quelle: Die Wahrheit

@ Ekrem Yolcu