Gedanken zum Wasser Das Element des Wassers in der quranischen Symbolsprache - Von Prof. Enes Karic, Sarajevo |
Es wird im Quran
gesagt, dass der Regen nicht fällt - Allah sendet den Regen von den Himmeln herab. Von den frühesten Tagen des Islams an sprang den Gelehrten folgende Tatsache ins Auge: das Herabsteigen des Regens von den Wolken wird im Quran mit der gleichen Sprache benannt, die benutzt wurde, um die Art und Weise, in der der Quran selbst offenbart wurde, aufzuzeigen. Das Herabsenden des Regens ist identisch zur Offenbarung oder dem Herabsenden in quranischen Worten, Suren und Geschichten. Es wird im Quran erwähnt, dass Allah Regen gewährt. In der Tat begegnen wir einem Wunder des Ereignisses der Offenbarung selbst wieder. Aus dem Wasser schufen Wir jedes lebende Geschöpf, heißt es in dem Buch. Und der Mensch selbst wurde erschaffen als Tropfen in einem sicheren Behältnis, so der Quran. Es gibt zahlreiche Textstellen in der spirituellen islamischen Literatur, die über den menschlichen Embryo als kleinen Klumpen sprechen, der seinen Ursprung im Wasser hat. Die Gelehrten des Islam haben deshalb angemerkt, dass im Quran vom Wasser als Zeichen des Wunders der Schöpfung, oder als Schöpfung selbst gesprochen wird. Wasser wird im Quran in beinahe jeder Form erwähnt. Wasser ist Regen, in Flüssen, in der See, Wasser als Tau, Wasser als Saft und Eis, Wasser steht für Frische und für Dampf. Auf den Anblick des Quellwassers wird viele Male im Quran Bezug genommen, mit besonderer Betonung auf Quellwasser, welches aus einem Felsen hervorbricht. Die Meere, mit ihrer ungeheuren Ausdehnung, und das Motiv der sieben Meere, werden mit der Tinte verbunden und sollen dadurch zum Nachdenken anregen: wären alle Meere aus Tinte geschaffen, und wären alle Bäume Schreibfedern, um das Wort Allahs niederzuschreiben, dann wäre die See getrocknet, bevor die Worte meines Herren erschöpft sind. Aus diesem Grund hat Ibn Arabi, ein Sufi aus dem siebten islamischen Jahrhundert, den Quran ein grenzenloses Meer genannt. Die Wasser des Meeres werden in islamischen Kommentaren als die unteren Gewässer bezeichnet, mit enormer Ausdehnung, voller düsterer Tiefen und undurchsichtiger Schichten. Aber mit ihrer Bläue und ihren Wellen, sind die Meere auch der sehnsüchtige Ruf nach der Unendlichkeit, nach dem Entfernten, der Reise und dem Weg. Es gibt kein beredteres Schweigen, als das Schweigen im Wunder des blauem Himmels über einem blauen Ozean. Einer arabischer Dichter besang die ruhige See als Festung der Stille. Im Quran wird Aufmerksamkeit auf die hohen Meere gelenkt, die für den Kreislauf des Schicksals stehen, die die Schöpfung, und insbesondere den Menschen, bewegt. Wie geräumig, stark und kräftig unser Gefährt auch immer sein mag, die Wellen der Ozeane sind mächtiger, und auf rauher See wird Allah inbrüstig angerufen, um eine sichere Ankunft im Hafen zu gewähren. Im Quran wird von Flüssen gesprochen, die ohne Unterlass strömen. Im Paradies selbst wird von Flüsssen gesprochen, die durch Gärten hindurch ziehen. Die Sufis sehen im ununterbrochenen Fließen der Ströme (Hadzem Haidareciv würde sagen die Bewegung der Ufer) ein großes Zeichen: wie alles zu Allah zurückkehrt, so verschwindet Wasser weder, noch fliesst es einfach so davon. Der Weg der Ströme richtet sich nicht auf die Mündung, sondern auf die Quelle aus. Flüsse sind also bewegliche Elemente des Landes und Wellen sind die beweglichen Elemente der Ozeane. In der Unendlichkeit des Allbarmherzigen, der uns alle umfasst, dauert das Leben nur solange wie die Amplitude zweier Wellen, die an die Klippen stossen. Deshalb spricht der Dichter so deutlich vom Glanz der Wellen, die über den Felsen zusammenschlagen. Dschalaluddin Rumi zitierte folgenden Ausspruch über die Bewegung der Gewässer und der Wellen: |
Oh du, der du im Gefäß des Körpers
schliefst, du hast bereits das Wasser gesehen, erblicke nun das Wasser der Gewässer. An diesem Punkt kommen wir zur wichtigen Verbindung im Quran
zwischen Wasser und der Gnade Allahs. Wenn wir uns reinigen, ist es so, als ob unser
Gesicht nicht durch Wasser benetzt wird, sondern mit den unzähligen Wellen göttlicher
Gnade, die uns auf ewig zur Hilfe kommt. Und dann ermöglicht das Wasser, farblos, geschmackslos und ohne Geruch,
ein Blühen der Wüstenregionen in den buntesten Farben mit wohlriechenden Blumen und
Pflanzen. Quelle: Islamische Zeitung |