Abu
Bakr
Niemand ist ein besserer
Gefährte für mich gewesen, als Abu Bakr, sage der Prophet Muhammad, Allahs Segen
und Friede mit ihm, in seiner letzten Predigt.
Wirklich ein großes Lob! Abu
Bakr ( r ) hatte es verdient. Sein ganzes Leben lang stand er auf der Seite des Propheten,
Allahs Segen und Friede auf Ihm. Er sorgte sich weder um sein eigenes Leben noch um seinen
eigenen Besitz. Es kümmerte ihn nicht, was andere über ihn sagten. Sein einziges
Anliegen war, dem Gesandten Allahs mehr als sonst jemandem beizustehen. Dieses Ziel
erreichte er. Abu Bakr wurde dafür voll belohnt. Allahs Gesandter war mit ihm sehr
zufrieden. Er räumte ihm den ersten Platz unter seinen Sahaba (Gefährten) ein. Abu Bakr
( r ) sollte der erste Mann sein, nach dem Tode des Propheten, Allahs Segen und Friede auf
ihm, dessen Botschaft zu erfüllen. Er sollte auch in ewiger Ruhe an seiner Seite liegen.
Abu Bakrs Jugend
Abu Bakr war zwei Jahre jünger
als der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm. Seine Eltern nannten ihn Abdul
Al-Ka`ba, was Diener der Al-Kaba bedeutet. Als er Muslim wurde,
änderte der Prophet diesen heidnischen Namen in Abdullah(=Diener
Allahs) um.
Da er sich bereits in früher
Jugend zum Islam bekannte, bekam er den Beinamen Abu Bakr,
der eine solche Bedeutung
wiedergibt. Unter diesem Namen ist er bekannt geworden; und auch heute noch kennt ihn die
Welt als Abu Bakr.
Der Name seines Vaters war
Uthman; er war jedoch bekannt als Abu Quhafa. Abu Bakrs Mutter war
Salma; sie war auch unter dem Namen Ummu-l-Hair (=Mutter der guten Dinge)
Bekannt. Abu Bakr gehörte
einem Zweig des Stammes der Qurai an.
Von früher Jugend an galt Abu
Bakr als gutmütig und aufrichtig. Er war ehrlich und wahrheitsliebend und kam aus einer
edlen Familie. Diese Eigenschaften verschafften ihm großes Ansehen. Durch seine guten
Charaktereigenschaften gewann er auch die Freundschaft des jungen Muhammad. Beide wurden
schon in früher Jugend treue Freunde. Diese Freundschaft hielt ein Leben lang und machte
Geschichte.
Nachdem Abu Bakr herangewachsen
war, wurde er ein reicher Kaufmann. Doch benutzte er seinen Reichtum, um den Armen zu
helfen. Er war sehr gutherzig. Wenn er jemanden in Schwierigkeiten sah, wurde sein Herz
weich, und er half ihm nach Kräften. Wenn sein Geld Leid abschaffen konnte, sah er nicht
darauf, wie viel er ausgab. Einmal gab er von seinem Gesamtvermögen von 40.000 Dirham
35.000 ab. In seinem Geschäften war er so ehrlich, dass die Leute ihm ihr Geld zur
Aufbewahrung überließen. Vor allem hatte Abu Bakr ein aufrichtiges Herz und einen festen
Willen. Nichts konnte ihn davon abhalten, etwas zu tun, was er für richtig hielt.
Diese wertvollen Eigenschaften
sollten bald dem höchsten Ziel dienen, das die Welt kennt. Abu Bakr ( r ) sollte die
stärkste Stütze des Retters der Menschheit
werden. Er sollte Arabien und dadurch die Welt nach dem Tod des Gesandten Allahs für den
Islam sichern.
Dem Propheten nahe
Abu Bakr war dem Propheten,
Allahs Segen und Friede auf ihm, immer sehr nahe. Er kannte ihn besser als jeder andere
und wusste, wie ehrlich und aufrecht sein Freund immer gewesen war. Er war der erste Mann,
der den Islam annahm. Nach der ersten Offenbarung teilte ihm der Prophet mit, was in der
Höhle des Berges Hira geschehen war. Er sagte ich, dass Allah (t) ihn zu Seinem Gesandten
gemacht habe. Abu Bakr dachte nicht lange nach und wurde sofort Muslim. Der Prophet,
Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte einmal selbst:
ICH RIEF DIE MENSCHEN ZUM
ISLAM AUF. JEDER DACHTE DARÜBER NACH, MINDESTENS EINE WEILE. BEI ABU BAKR WAR DIES JEDOCH
NICHT DER FALL. ER NAHM DEN ISLAM OHNE JEDES ZÖGERN IM GLEICHEN AUGENBLICK AN, ALS ICH
IHM ERÖFFNETE.
Abu Bakr tat noch mehr. Sobald
er Muslim geworden war, begann er, anderen den Islam zu predigen. Er hatte viele Freunde.
Sie wussten, dass Abu Bakr aufrichtig und wahrheitsliebend war und niemals eine schlechte
Sache unterstützen würde. Er rief sie zum Islam auf, und sie wurden Muslime. Unter ihnen
waren Männer wie Uthman, Zubair, Talh, Abdurrahman Ibn Auf und Sad
ibn Abi Waqqas. Diese Männer wurden später bedeutende Kräfte für den Islam. Der
Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, suchte Abu Bakrs Haus täglich auf. Dann saßen
die beiden zusammen und besprachen Möglichkeiten, den Islam zu verbreiten. Miteinander
gingen sie zu den Treffpunkten der Menschen und verkündeten die Botschaft Allahs. Abu
Bakr begleitete den Propheten dabei auf Schritt und Tritt.
Abu Bakr
riskiert sein Leben
Die Botschaft des Islam
verärgerte die Makkaner über alle Massen; denn sie verehrten Götzenbilder. Der Prophet
(s), kritisierte öffentlich diese Abbilder. Er erklärte, dass sie weder Gutes noch
Böses bewirken können.
Unter den Anführern von Makka
war einer, Abu Gahl, der der größte Feind des Propheten (s) wurde. Er trachtete immer
danach, ihm zu verletzen oder zu töten. Abu Bakr behielt diesen Mann im Auge, da er dem
Islam großen Schaden zufügen könnte. Eines Tages betete der Prophet (s), in der
Al-Kaba. Er war völlig versunken im Gedanken an Allah (t). Abu Gahl und einige andere
Anführer von Makka saßen im Vorhof der Al-Kaba.
"Heute muss ich Muhammad
erledigen", sagte Abu Gahl. Er nahm einen langen Stoffstreifen und legte ihn um den
Hals des Propheten, dann zog er ihn zusammen. Er war im Begriff, den Gesandten Allahs zu
erdrosseln. Die anderen Anführer sahen im zu und lachten.
Abu Bakr sah dies zufällig aus
einiger Entfernung. Er sprang dem Propheten (s), sofort zu Hilfe. Er stieß Abu Gahl zur
Seite und riss das Tuch vom Hals des Propheten. Darauf stürzten sich Abu Gahl und die
anderen nun auf Abu Bakr. Sie schlugen ihn so arg, dass er bewusstlos niederfiel. Man trug
ihn heim, und erst nach einigen Stunden erlangte er das Bewusstsein wieder. Als er wieder
zu sich kam, war seine erste Frage:
"Ist der Gesandte Allahs
unverletzt?"
Seine eigenen Schmerzen
beachtete er nicht. Er war froh darüber, dass es ihm gelungen war, das Leben des
Propheten zu retten. Abu Bakr war sich darüber im klaren, dass die einzige Hoffnung der
Menschheit dahin sein würde, wenn dem Propheten (s), ein Leid zustoßen würde. Dieser
Gedanke ließ ihn alles für die Sicherheit des Propheten und die Ausbreitung seiner
Botschaft tun.
Sklavenbefreiung
Von Jahr zu Jahr setzten die
Makkaner den Muslimen mehr und mehr zu und machten ihnen das Leben schwer. Muslimische
Sklaven, die keinen muslimischen Herrn hatten, mussten am meisten leiden. Sie konnten
weder ihren grausamen Herren davonlaufen, noch wollten sie ihren Glauben aufgeben. Die
herzlosen Herren versuchten alle Arten von Foltern, damit sie den Islam verleugneten. Sie
legten sie nacht auf brennendheißen Sand und beschwerten ihnen dann die Brust mit großen
Steinen. Die armen Sklaven ertrugen das alles ruhig. Für sie gab kein Entkommen; der Tod
war der letzte Ausweg.
Abu Bakrs Reichtum war für
viele muslimische Sklaven die Rettung. Er kaufte sie ihren unmenschlichen Herren ab und
gab ihnen die Freiheit. Bilal, der Neger, war einer dieser Sklaven. Er war Sklave von
Umayya ibn Halaf. Umayya war ein herzloser Mann. Er ließ Bilal entkleiden, zur
Mittagszeit auf den heißen Sand legen und gnadenlos auspeitschen. Trotz dieser Tortur
hörte Bilal nicht auf zu rufen:
"Ahadun ahad, Ahadun ahad!
(Allah ist der Einzige, Allah ist der Einzige!)"
Als Abu Bakr eines Tages
vorbeikam und dies sah, war er von diesem Anblick heftig bewegt.
"Warum bist du so grausam
gegen diesen hilflosen Menschen?" fragte er Umayya.
"Warum kaufst du ihn
nicht, wenn du Mitleid mit ihm hast?" erwiderte Umayya.
Da kaufte Abu Bakr Bilal zu
einem hohen Preis und gab ihm die Freiheit. Später wurde Bilal (r) der bekannte
Gebetsrufer der Propheten-Moschee in Al-Madina. Seinen Namen trägt heute die Moschee des
Islamischen Zentrums in Aachen.
Auswanderung
nach Abessinien
Als das Leben für die Muslime
in Makka zu schwer wurde, dachten sie daran, in ein anderes Land zu gehen. Mit der
Genehmigung des Propheten (s), wanderte ein Teil von ihnen nach Abessinien aus. Dort
lebten sie in Frieden, und viele Muslime folgten ihnen. Als einer der ersten Anhänger des
Islam zog sich Abu Bakr den besonderen Zorn und Hass der Oberen von Makka zu. Unter dem
starken Druck, dem er sich bald ausgesetzt fühlte, bat er den Propheten (s), um die
Erlaubnis, nach Abessinien gehen zu dürfen. Der Prophet erteilte ihm die Genehmigung, und
er trat seine Reise an. Unterwegs traf er Ibnu-d-Dagna, das Oberhaupt des Stammes der
Qara.
"Wohin geht die
Reise?" fragte er.
Das Volk von Makka hat mich
vertrieben", antwortete Abu Bakr, "ich gehe nach Abessinien. Dort werde ich in
der Lage sein, dem Allmächtigen Gott auf die Weise zu dienen, wie ich es möchte."
"Ein Mann wie dich sollte
man nicht vertreiben", sagte Ibnu-d-Dagna, "du hilfst den Armen, du bist gütig
zu denen, die in Nöten sind, du bist liebenswürdig zu deinen Gästen. Ich will dich auf
meine eigene Verantwortung nach Makka zurückbringen."
So kam Abu Bakr nach Makka
zurück. Ibnu-d-Dagna erklärte dem Volk, dass Abu Bakr unter seinem Schutz stehe und
niemand ihm ein Leid zufügen dürfe. Die Makkaner sagte, sie würden Abu Bakr in Ruhe
lassen, wenn er seinen Glauben nicht öffentlich predigte.
Abu Bakr (r) konnte jedoch
dieser Bedingung nicht lange Folge leisten. Bald predigte er den Islam so öffentlich wie
zuvor. Die Makkaner beklagten sich bei Ibnu-d-Dagna. Dieser bat Abu Bakr, seine Lage nicht
zu erschweren. Darauf antwortete Abu Bakr (r):
"Ich brauche deinen Schutz
nicht. Allah schützt mich."
Der Titel
"As-Siddiq"
Im zehnten Jahr seiner
Botschaft erlebte der Prophet (s), das wunderbare Ereignis des "Isra und
Mi'rag". Der Engel Gabriel (a.s.) kam eines Nachts mit der Aufforderung Allahs des
Allmächtigen, der Prophet solle in den Himmel auffahren. Der Prophet unternahm zunächst
die Reise von Makka nach Jerusalem in einer einzigen Nacht; dann stieg er von dort mit
Gabriel in den Himmel empor.
Am nächsten Morgen berichtete
der Prophet (s), dem Volk nur über seinen Besuch in Jerusalem. Das zog ihm den Hohn
seiner Feinde zu.
"Hört nur", schrieen
sie, "was für einen Unsinn er schwatz! Jetzt werden wohl auch seine Anhänger über
ihn lachen. Wer glaubt schon an einen solchen Mittsommernachttraum?" Das Gerede hielt
noch an, als Abu Bakr (r) erschien.
"Weißt du auch, Abu Bakr,
welche Neuigkeiten dein Freund heute morgen für dich hat?" fragte einer der Männer.
"Er sagte, er sei lezte Nach in Jerusalem gewesen. Glaubst du das?"
"Ich glaube alles, was der
Gesandte Allahs sagt", entgegnete Abu Bakr.
Als der Prophet (s), Allahs
Segen und Friede auf ihm, dies erfuhr, sagte er gleich:
"Abu Bakr ist ein
Siddiq"
Ein "Siddiq" ist ein
Mann so aufrichtigen Herzens, dass niemals ein Zweifel seine Lieb beeinträchtigen kann.
Abu Bakr (r) bekam diesen Titel, weil sein Glaube zu fest war, um durch irgend etwas
erschüttert zu werden.
Auswanderung
nach Al-Madina
Als das Leben
für die Muslime in Makka zu schwer wurde, dachten sie
daran, in ein anderes Land zu gehen. Mit der Genehmigung des
Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, wanderte
ein Teil von ihnen nach Abessinien aus. Dort lebten sie in
Frieden, und viele Muslime folgten ihnen.
Als einer der ersten Anhänger des Islam zog sich Abu Bakr den besonderen
Zorn und Haß der Oberen von Makka zu. Unter dem starken
Druck, dem er sich bald ausgesetzt fühlte, bat er den
Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, um die Erlaubnis,
nach Abessinien gehen zu dürfen.
Der Prophet erteilte ihm die
Genehmigung, und er trat seine Reise an. Unterwegs traf er Ibnu-d-Dagna, das Oberhaupt des
Stammes der Qara "Wohin geht
die Reise?" fragte er. "Das Volk
von Makka hat mich vertrieben", antwortete Abu Bakr, "ich
gehe nach Abessinien. Dort werde ich in der Lagesein, dem
Allmächtigen Gott auf die Weise zu dienen, wie ich es möchte."
"Einen
Mann wie dich sollte man nicht vertreiben", sagteIbnu-d-Dagna,
"du hilfst den Armen, du bist gütig zu denen,die in Nöten
sind, du bist liebenswürdig zu deinen Gästen.Ich will dich auf
meine eigene Verantwortung nach Makkazurückbringen."
So kam Abu Bakr
nach Makka zurück. Ibnu-d-Dagna erklärtedem Volk, daß
Abu Bakr unter seinem Schutz stehe undniemand ihm ein
Leid zufügen dürfe. Die Makkaner sagten,sie würden Abu
Bakr in Ruhe lassen, wenn er seinen Glaubennicht öffentlich
predige.
Abu Bakr (r)
konnte jedoch dieser Bedingung nicht langeFolge leisten.
Bald predigte er den Islam so öffentlich wiezuvor. Die
Makkaner beklagten sich bei Ibnu-d-Dagna. Dieser bat Abu Bakr, seine Lage nicht zu
erschweren. Daraufantwortete Abu Bakr (r): "Ich
brauche deinen Schutz nicht. Allah schützt mich."
Der Titel "As-Siddiq"
Im zehnten Jahr
seiner Botschaft erlebte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, das wunderbare
Ereignis des "Isra' und Mi'rag". Der Engel
Gabriel (a.s.) kam eines Nachts mit der
Aufforderung Allahs des Allmächtigen, der
unternahm
zunächst die Reise von Makka nach Jerusalem in einer einzigen
Nacht; dann stieg er von dort mit Gabriel in den Himmel empor.
Am
nächsten Morgen berichtete der Prophet, Allahs Segen und Friede auf
ihm, dem Volk nur über seinen Besuch in Jerusalem. Das
zog ihm den Hohn seiner Feinde zu. "Hört
nur", schrien sie, "was für einen Unsinn er schwatzt! Jetzt werden
wohl auch seine Anhänger über ihn lachen. Wer glaubt schon an
einen solchen Mittsommernachtstraum?"
Das
Gerede hielt noch an, als Abu Bakr (r) erschien. "Weißt du
auch, Abu Bakr, welche Neuigkeiten dein Freund heute morgen
für dich hat?" fragte einer der Männer. "Er sagte, er sei
letzte Nacht in Jerusalem gewesen. Glaubst du das?"
"Ich
glaube alles, was der Gesandte Allahs sagt", entgegnete Abu Bakr. Als der Prophet,Allahs
Segen und Friede auf ihm, dies erfuhr,
sagte er gleich: "Abu Bakr
ist ein Siddiq.
Ein "Siddiq" ist
ein Mann so aufrichtigen Herzens, daß niemals ein
Zweifel seine Liebe beeinträchtigen kann. Abu Bakr
(r) bekam diesen Titel, weil sein Glaube zu fest war, um durch irgend etwas erschüttert zu werden.
Auswanderung nach Al-Madina
Da die Makkaner die Absicht zeigten, das
Licht des Islam ein für allemal auszulöschen, befahl Allah (t) dem Propheten, Allahs
Segen und Friede auf ihm, nach Al-Madina zu ziehen.
In der brennenden Hitze der Mittagssonne klopfte es an Abu Bakrs Tür. Als er öffnete,
stand draußen der Gesandte Allahs. "Ich muß heute Nacht nach AI-Madina
reisen", sagte er. "Erlaubst du, daß ich mit dir gehe?" fragte Abu Bakr
begierig. "Natürlich", war die Antwort, "mache alles fertig für die
Reise."
Abu Bakr (r) war außer sich vor Freude. "Schon seit Monaten habe ich auf diesen Tag
gewartet", rief er aus.
"Ich habe zwei Kamele bereitgestellt, die uns nach Al- Madina bringen sollen."
Alle Vorbereitungen für diese historische Reise wurden von Abu
Bakr (r) getroffen. Drei Tage lang lagen er und der Prophet. Allahs Segen und Friede auf
ihm. versteckt in der Höhle des Berges Taur.
Abu Bakrs Diener kümmerte sich täglich um die Ziegenherden in der Nähe der Höhle und
versorgte die beiden Männer mit frischer Milch.
Abu Bakrs Sohn ' Abdullah brachte Neuigkeiten über die Makkaner; denn diese suchten den
Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, wie versessene Jagdhunde.
Einmal kamen sie vor den Eingang der Höhle. Abu Bakr wurde bleich vor Schreck. Er
fürchtete nicht für sich, sondern für den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm.
Dieser blieb jedoch vollkommen ruhig. "Fürchte dich nicht", sagte er zu Abu
Bakr, "Allah ist gewiß mit uns."
Abu Bakr hatte die Ehre, die schwierigsten Tage im Leben des
Propheten mit ihm zu teilen.
Er war sich sehr wohl bewußt, was diese Ehre bedeutete. Und er rechtfertigte das in ihn
gesetzte Vertrauen voll und ganz.
Beteiligung an Kämpfen
Abu Bakr (r) nahm an allen
Kämpfen teil, die der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, zu bestehen hatte. Sein
Leben lang schlug er sich tapfer unter dem Banner des Islam. Bei Uhud und Hunain zeigten
einige Männer Schwäche. Sie vergaßen, ihre Pflicht zu tun. Aber Abu Bakrs Glauben schwankte
niemals. Er stand immer wie ein Fels an der Seite des
Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm.
In Badr kämpfte einer von Abu
Bakrs Söhnen, der den Islam noch nicht angenommen hatte, auf der Seite der
Makkaner. Als er später Muslim geworden war, sagte er eines
Tages: "Vater, bei Badr war dein Leben zweimal in meiner
Hand. Aber meine Liebe zu dir hielt mein Schwert
zurück."
"Mein Sohn", bemerkte
Abu Bakr, "wenn ich eine solche Gelegenheit auch nur einmal gehabt hätte, wärst du
nicht mehr."
Bei den Friedensgesprächen in
Al-Hudaibiya saß Abu Bakr an der Seite des Propheten, Allahs Segen und Friede auf
ihm. Während der Verhandlung zupfte der Sprecher der Qurais
- wie es in Arabien üblich war, wenn man jemanden
ärgern wollte - immer wieder den Bart des Propheten, Allahs
Segen und Friede auf ihm. Das war für Abu Bakr schließlich
zuviel. Er zog sein Schwert und sah den Mann zornig an. "Wenn
diese Hand den Bart des Propheten noch einmal berührt",
warnte er, "werde ich verhindern, daß du sie zurückziehst!"
Dies setzte die Unterhändler von Makka in Erstaunen.
"Was für ein Wandel in Abu
Bakr!" flüsterten sie sich zu. "Er ist
als weichherzig bekannt. Wie hart und fest ist er jetzt geworden!
Er ist nicht mehr derselbe Abu Bakr."
Der Feldzug nach Tabuk war die
letzte Unternehmung des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Sie sollte ein großer
Erfolg werden. Er bat die Leute, dabei zu helfen, so gut sie konnten. Diesmal übertraf
Abu Bakr (r) alles bisher Geleistete: Er nahm all sein Hab und Gut und häufte es vor die
Füße des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. "Hast du auch etwas für deine
Frau und deine Kinder zurückbehalten?fragte der Prophet.
"Allah und Sein Gesandter
genügen ihnen", entgegnete Abu Bakr ruhig.
Die Umstehenden waren verblüfft. Es war unmöglich,
Abu Bakr im Dienst für den Islam zu übertreffen. Dem Propheten, Allahs Segen und Friede
auf ihm, gefiel diese Antwort, und er machte Abu Bakr zum Bannerträger des Feldzuges. Abu
Bakrs Anhänglichkeit an den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, und seine
grenzenlose Ergebenheit in den Willen Allahs verschafften ihm allgemeine Achtung. Er war
nicht nur der erste Mann, der den Islam angenommen hatte, sondern auch die beste Stütze
des Islam unter den Muslimen.
Abu Bakr vertritt den Propheten
Makka fiel im 8. Jahre n.H. Die
Al-Kaba befand sich jetzt erstmals in den Händen der Muslime; sie mußte von allen Spuren
des Götzendienstes und alberner Übungen heidnischer Tage
gereinigt werden. Denn bis dahin hatten heidnische Araber in der Zeit der Pilgerfahrt
(Hagg) absurde Dinge getan. Sie gingen nackt um das Haus Allahs und taten viele andere
närrische und unreine Dinge. All dies mußte aufhören. Der erste Hagg der Muslime fiel
in das 9. Jahr n.H. Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, war in Al-Madina sehr
beschäftigt, um den Hagg selbst zu leiten. So sandte er Abu Bakr als seinen
Stellvertreter, der alles für ihn erledigen sollte. Mit ihm wurde auch ' Alyy gesandt.
Abu Bakr las die Predigt (Hutba) des Hagg.Dann stand 'Alyy auf und las der Gemeinde die
Befehle Allahs vor, die die Götzenanbeter betrafen; von diesem Jahr an war es ihnen
verboten, die AI-Ka'ba zu betreten.
Der Prophet, Allahs Segen und
Friede auf ihm, leitete gewöhnlich selbst die gemeinsamen Gebete in seiner Moschee in
Al-Madina. Es waren ungewöhnlich schöne Gebete. Während seiner letzten Krankheit konnte
der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, aber die Gebete nicht mehr selbst leiten. Er
war zu schwach geworden, um in die Moschee zu gehen. Er mußte jemanden ernennen, der
seinen Platz einnahm. Diese Ehre fiel Abu Bakr zu. 'A'ischa (r), die Tochter Abu Bakrs und
eine Frau des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, meinte, daß diese Bürde für
ihren weichherzigen Vater zu schwer sei. Sie bat den Propheten, Allahs Segen und Friede
auf ihm, ihren Vater von dieser Pflicht zu entbinden. Aber der Prophet blieb bei seiner
Entscheidung.
So kam Abu Bakr (r) zu Lebzeiten
des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, zur höchsten Würde des Islam. Als Abu
Bakr eines Tages geschäftlich unterwegs war, leitete 'Umar (r) in seiner Abwesenheit das
gemeinsame Gebet. "Das ist nicht Abu Bakrs Stimme", sagte der leidende Gesandte
Allahs, "Niemand außer ihm sollte die Gebete vorsprechen." Denn Abu Bakr war
die am meisten geeignete Person für dieses hohe Amt.
Am letzten Tage seines Lebens besserte sich der Zustand
des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, für kurze Zeit. Es war früh am Morgen.
Abu Bakr leitete das Gebet in der Moschee. Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm,
hob den Vorhang vor seiner Tür und richtete den Blick auf die Betenden. Sie waren unter
Abu Bakrs Leitung im Gebet vertieft. Ein Lächeln erleuchtete das blasse Gesicht des
Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. Er ließ den Vorhang fallen, als seine
schwache Hand ihn nicht mehr halten konnte. Aber er war glücklich bei dem Gedanken, daß
er den besten Mann zu seinem Stellvertreter bestimmt hatte.
Abu Bakr wird Kalif
Ein kritischer Augenblick
Der Prophet, Allahs Segen und
Friede auf ihm, nahm einen einmaligen Platz in den Herzen der Menschen ein. Er bedeutete
ihnen alles. Aus sich bekämpfenden, unwissenden Heiden hatte er ein friedvolles,
gottesfürchtiges Volk gemacht. Sie waren "tot", wie es im Qur'an heißt, und
der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, hatte sie "zum Leben erweckt". So
sahen sie mit Recht in diesem Sinne auf ihn als den Spender des Lebens. Das Leben ohne ihn
erschien ihnen leer.
Die Nachricht vom Tode des
Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, war ein niederschmetternder Schock für jeden.
Wie konnte das sein? Alle wußten, daß er einige Tage krank gewesen war. Aber sein Tod
war unvorstellbar. Das durfte einfach nicht wahr sein! Eine riesige Menge versammelte sich
in der Moschee. Niemand wußte, was man tun sollte. Es herrschte äußerste Verwirrung.
'Umar (r) war so übermannt von seinem Schmerz, daß er sein Schwert zog und erklärte:
"Wenn jemand sagt, der Gesandte Allahs sei tot,
werde ich ihm den Kopf abschlagen !"
In diesem Augenblick betrat Abu Bakr (r) die
Moschee. Am frühen Morgen hatte er sich einige Meilen von AI-Madina entfernt, weil es dem
Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, besser gegangen war. Aber als er zurückkam,
hörte er die traurige Nachricht. Er stellte sich in einer Ecke des Hofes auf und rief die
Menschen zu sich. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Da begann er seine berühmte
Ansprache:
"O ihr Menschen! Falls einer von euch Muhammad verehrt hat, so soll er wissen, daß
Muhammad tot ist; aber wer Allah angebetet hat, der soll wissen, daß Allah lebt und
unsterblich ist. Laßt uns alle die Worte des Qur'an ins Gedächtnis zurückrufen, die
heißen: »Und Muhammad ist nur ein Gesandter; schon vor ihm gingen die Gesandten dahin.
Und ob er stirbt oder getötet wird, werdet ihr auf euren Fersen umkehren? Und wer auf
seinen Fersen umkehrt - nimmer schadet er Allah etwas; aber Allah wird wahrlich die
Dankbaren belohnen.«" (Sura 3:144).
Diese Worte Abu Bakrs wirkten Wunder. Im Nu war die Verwirrung verschwunden. Die Worte des
Qur'an fegten alle Zweifel aus den Gedanken der Menschen hinweg. Sie waren bereit, den
Tatsachen ins Auge zu sehen.
Abu Bakrs Wahl
Die erste Aufgabe war die Wahl
eines neuen Führers. Der Staat mußte ein Oberhaupt haben, sonst konnte es nicht
weitergehen. Die Sache war zu dringend, um aufgeschoben zu werden. Ein Aufschub hätte
Unordnung bedeutet und alles zunichte gemacht, was der Gesandte Allahs geschaffen hatte.
Allahs Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, war gestorben, aber der Islam und sein
Staat mußten weiterleben. Die beiden großen Gruppen der Muslime waren die Muhagirun und
die Ansar. Die Ansar sammelten sich in Taqifat Bani Sa'ida, ihrem Treffpunkt nahe beim
Hause des Sa'd Ibn 'Ubada. Das Gespräch drehte sich natürlich um die Wahl des Kalifen.
Sa'd, der Führer der Ansar, stand auf und sagte, daß der Kalif aus ihren Reihen stammen
müsse. Viele Stimmen pflichteten ihm bei. Ein Mann jedoch stand auf und fragte:
"Aber was ist mit den
Muhagirun? Sie haben vielleicht einen größeren Anspruch."
"Dann sollen es eben zwei
Kalifen sein", schlug einer vor, "einer von den Ansar und einer von den
Muhagirun." Jemand erzählte Abu Bakr (r), was bei dieser Zusammenkunft gesprochen
worden war. Er erkannte die Notwendigkeit, schnell zu handeln, um eine neue Verwirrung zu
verhindern. Daher ging er mit einer Gruppe von Muslimen nach Taqifat Bani Sa'ida. Er
wandte sich mit folgenden Worten an die Versammelten:
"Beide, Muhagirun und Ansar,
haben große Verdienste um den Islam erworben. Aber die Muhagirun waren als erste zum
Islam gekommen. Sie waren immer sehr eng mit dem Gesandten Allahs verbunden. Daher, Leute
der Ansar, laßt den Kalifen aus ihrer Reihe sein!" Darauf erwiderte ein Mann aus dem
Stamm Al-Hazrag: "Wenn du keinen Kalifen aus unserer Mitte willst, dann laß es doch
zwei Kalifen geben, einen Ansaryy, und einen Muhagir."
"So geht es nicht",
sagte Abu 'Ubaida Ibn Al-Garrah, "Ansar, ihr seid diejenigen, die den Islam stark
gemacht haben. Jetzt tut nichts, was eure Arbeit zunichte machen könnte!" Als er das
hörte, stand ein anderer Mann aus dem Stamm Al-Hazrag auf und sagte:
"O Ansar! Was wir auch für
den Islam getan haben, geschah zu Ehren Allahs und Seines Gesandten. Wir taten es nicht,
um damit irgend jemand zu verpflichten. Es sollte kein Vorwand sein, um ein Amt zu
erlangen. Hört, der Prophet gehörte zum Stamm der Qurais. Die Qurais haben ein
größeres Recht, seinen Platz einzunehmen. Bei Allah, ich halte es nicht für richtig,
mit ihnen darüber zu streiten. Fürchtet Allah und widersprecht ihnen nicht!"
Diese Rede eines Mannes aus ihrer Mitte
brachte die Ansar zum Schweigen. Sie stimmten zu, daß ein Muhagir Kalif werden
sollte.
Abu Bakr sagte:
"Freunde, ich denke,
entweder 'Umar oder Abu 'Ubaida sollte Kalif werden. Wählt einen von den beiden!
"
Als sie das hörten, sprangen
'Umar und Abu 'Ubaida auf und riefen:
"O Siddiq, wie kann das
sein? Wie kann ein anderer dieses Amt ausüben, solange du unter uns bist? Du bist der
erste Anwärter unter den Muhagirun. Du warst der Gefährte
des Propheten in der Höhle des Berges Taur. Du leitetest
die gemeinsamen Gebete an seiner Stelle während seiner
letzten Krankheit. Das Gebet steht an erster Stelle im Islam.
Mit all diesen hervorragenden Voraussetzungen bist du die am
besten geeignete Person als Nachfolger des Propheten. Strecke
deine Hand aus, daß wir dir die Bai'a geloben können."
Aber Abu Bakr streckte seine Hand
nicht aus. 'Umar sah, daß dieses Zögern alle Fragen erneut aufrollen würde. Das
hätte leicht neue Schwierigkeiten schaffen können. So
ergriff er selbst Abu Bakrs Hand und gelobte ihm seine Bai'a.
Andere folgten seinem Beispiel, und dann strömten von allen
Seiten die Männer herbei, um dem Nachfolger des Propheten
ihre Bai'a zu bekunden. So wurde Abu Bakr (r) Kalif mit allgemeiner
Zustimmung der islamischen Gemeinde.
Die erste Ansprache
Am folgenden Tag ging Abu Bakr (r) in die Propheten-Moschee. Hier legte
das Volk die Bai'a ab. Danach bestieg Abu Bakr das Podest als Kalif des Islam und sprach
zur versammelten Menge:
"O ihr Menschen! Ich bin zu eurem Führer gewählt
worden, obgleich ich nicht besser bin als irgendeiner von euch. Wenn ich etwas Gutes tue,
gebt mir eure Unterstützung! Tue ich etwas Falsches, dann macht mich darauf aufmerksam!
Hört, Wahrheit ist Ehrlichkeit, und Unwahrheit ist Unehrlichkeit. Die Schwachen unter
euch sind in meinen Augen so lange mächtig, bis ich ihnen das gegeben habe, was ihnen
zusteht, wie Allah es will. Die Mächtigen unter euch dagegen sind so lange schwach in
meinen Augen, bis ich ihnen das genommen habe, was den anderen zusteht, wie Allah es will.
Ich sage euch, wenn die Menschen aufhören, den Willen Allahs zu erfüllen, läßt Allah
sie in Ungnade fallen. Wenn die Menschen zu Übeltätern werden, schickt Allah Unglück
über sie. Merkt euch, ihr müßt mir so lange gehorchen, wie ich Allah und Seinem
Gesandten, Allahs Segen und Friede auf ihm, gehorche. Wenn ich Allah und Seinem Gesandten
nicht gehorche, braucht ihr mir auch nicht zu gehorchen!"
Alyy verzögert seinen Treueschwur
'Alyy und einige seiner
Verwandten hatten wegen einer Meinungsverschiedenheit mit dem Kalifen die Bai'a sechs
Monate hinausgezögert. Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, hatte nämlich
einige Ländereien in AI-Madina und Haibar, worauf seine Tochter Fatima (r) und sein Onkel
Al-'Abbas Anspruch erhoben. Aber Abu Bakr wies diesen Anspruch zurück im Hinblick darauf,
was der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, selbst gesagt hatte: "Wir Propheten
können nicht beerbt werden. Alles, was wir hinterlassen, ist öffentliches
Eigentum."
Fatima (r) wußte nichts von diesem Ausspruch ihres Vaters. Sie war der Meinung, daß ihr
Anspruch völlig zu Recht bestand. Sie und ihr Gatte 'Alyy waren deshalb etwas verbittert.
Heuchler waren schnell bereit, das Mißverständnis aufzubauschen.
Abu Bakr und 'Alyy waren beide uneigennützig. Fatima war krank, und Abu
Bakr ging zu ihr und klärte das Mißverständnis persönlich auf. Nachdem Fatima kurz
darauf gestorben war, suchte 'Alyy Abu Bakr auf und sagte:
O Siddiq, wir erkennen deine Überlegenheit an. Wir neiden dir nicht die Stellung, die dir
Allah gegeben hat. Aber als Verwandte des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm,
waren wir doch der Meinung, daß das Kalifat uns zustehe.
Wir glaubten, du hättest uns dieses Recht genommen
Diese Worte rührten Abu Bakr zu Tränen und er sagte: "Bei Allah! Die Verwandten des
Propheten sind mir teurer als meine eigenen Verwandten." 'Alyy war mit dieser
Versicherung zufrieden. Er ging in die Moschee und legte öffentlich den Treueschwur ab.
Usamas Feldzug nach Syrien
Einige Wochen vor seinem Tod
hatte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, Usama zum Führer eines Feldzuges
gegen Syrien ernannt. Usama sollte den Tod seines Vaters Zaid, des freigelassenen Dieners
des Propheten, rächen. Zaid (r) war von den Syrern in der Schlacht von Mu'ta getötet
worden. Während der Vorbereitung des Feldzuges wurde der Prophet, Allahs Segen und Friede
auf ihm, ernstlich krank und starb. Dadurch verzögerte sich Usamas Aufbruch um einige
Wochen. Sobald nachdem Abu Bakr Kalif geworden war, dachte er daran, den Feldzug
durchzuführen.
Der Tod des Propheten, Allahs
Segen und Friede auf ihm, brachte einige Leute auf den Gedanken, daß mit seinem Ende auch
das Ende des Islam gekommen sei. Viele Stämme waren erst vor kurzer Zeit in die Gemeinde
des Islam aufgenommen worden. Doch waren sie keinesfalls fest im neuen Glauben.
Bei vielen von ihnen wurden Anzeichen
bemerkt, daß sie aus der Gemeinschaft des Islam ausbrechen wollten. Abu Bakr sah sich in
einer schwierigen Lage. Er mußte die Befehle des Propheten um jeden Preis ausführen und
den vom Gesandten Allahs geplanten Feldzug unternehmen. Einige der Sahaba meinten jedoch,
daß es besser sei, diesen Gedanken in dieser Lage fallen zu lassen.
"Überall braut sich Unruhe
zusammen", sagten sie. "Es sei unklug, Truppen in ein fremdes Land zu senden,
wenn sie dringend im eigenen Land gebraucht würden." Aber Abu Bakr wollte nicht auf
sie hören.
"Wie kann ich die Flagge einziehen, die
der Gesandte Allahs selbst entfaltet hat?" fragte er. "Es ist einfach
undenkbar!" Dann wandten einige ein, daß Usama noch zu unerfahren sei -er war noch
keine 20 Jahre alt -, um den Feldzug zu führen. Es sei klüger, einem erfahreneren Mann
das Kommando zu übertragen. Diese Bedenken erregten Abu Bakrs Zorn. "Welches Recht
habe ich", fragte er, "einen Mann abzusetzen, der vom Gesandten Allahs ernannt
worden ist?"
So brach die Expedition unter Usama ungefähr
drei Wochen nach dem Tod des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, auf. Abu Bakr
begleitete Usama ein Stück des Weges. Der jugendliche Befehlshaber war zu Pferde,
während der Kalif neben ihm zu Fuß ging. Usama sagte: "O Nachfolger des Gesandten
Allahs, nimm doch auch ein Pferd oder erlaube mir, abzusitzen!"
"Bei Allah ",
entgegnete Abu Bakr, "ich stimme keinem der beiden Vorschläge zu. Was macht es
schon, wenn meine Füße staubig werden, während ich einige Schritte auf Allahs Wegen
schreite? Jeder Schritt auf Allahs Wegen wiegt so viel wie 700 gute Taten."
Auch 'Umar war unter Usamas
Kommando. Aber Abu Bakr brauchte ihn in AI-Madina als Berater. Deshalb bat er Usama um die
Einwilligung, daß 'Umar in AI-Madina bliebe. Usama war einverstanden.
Ehe der Kalif sich von Usama
trennte, gab er ihm viele wertvolle Ratschläge, unter anderem:
"Sei nicht unehrlich!
Täusche niemanden! Verstecke deine Kriegsbeute nicht! Verstümmele niemanden! Töte nicht
Frauen, Alte und Kinder! Verbrenne keine Dattelpalmen! Schlage keine Obstbäume um!
Schlachte eine Ziege, eine Kuh oder ein Kamel nur als Nahrung! Du wirst Menschen
antreffen, die der Welt entsagt und sich in ein Kloster zurückgezogen haben; laß sie in
Frieden!"
Usamas Feldzug war sehr erfolgreich. Er fiel in die Grenzbezirke Syriens ein und kehrte
nach 40 Tagen nach Al-Madina zurück. Das Unternehmen brachte noch einen weiteren Erfolg.
Es öffnete denen die Augen, die glaubten, daß der Islam am Ende sei. Sie erhielten den
klaren Beweis dafür, daß der Islam es mit den größten Mächten
der damaligen Welt aufnehmen konnte. Dies beeindruckte die schwankenden Stämme. Einige
von ihnen, die erst kürzlich vom Islam abgefallen waren, kehrten in seine Gemeinschaft
zurück.
Kampf gegen Schwindler und Abtrünnige
Die Schwindler
Bald geriet das Land in einen
Bürgerkrieg. Die entlegenen Provinzen, wie Nagd, waren die ersten, in denen
Schwierigkeiten entstanden. Sie hatten den Islam angenommen, als ihnen der Anschluß an
die Muslime die größte Sicherheit bot. Sie wußten nichts vom wahren Geist des Islam.
Jahrhundertelang waren sie von keiner fremden Macht beherrscht worden. Sie waren es
gewohnt, so frei zu sein wie der Wind, der über die Wüste weht. Der Islam legte ihnen
Disziplin auf» und sie mußten nach seinen moralischen Gesetzen leben. Alkohol und
Glücksspiel wie in den Tagen der "Gahiliya" gab es nicht mehr. Der freie Geist
der Wüste lehnte sich gegen diesen moralischen Zwang auf. Der Tod des Propheten, Allahs
Segen und Friede auf ihm, schien ihnen eine günstige Gelegenheit zu sein: Jetzt war die
Zeit gekommen, das vermeintliche Joch des Islam abzuschütteln. Besonders lästig war den
Oberhäuptern dieser Stämme die Zakah. Die Regierung von Al-Madina nahm ihnen jedes Jahr
2,5 % ihres gesamten Besitzes. Gewiß wurde dieses Geld für die Armen ihres eigenen
Stammes verwendet. Aber es wurde trotzdem als Belastung empfunden. Sie wollten Muslime
bleiben, falls AI-Madina die Zakah abschaffen würde. Viele Stammesoberhäupter ließen
den Kalifen diese Entscheidung wissen.
Gleichzeitig tauchte eine noch
ernstere Schwierigkeit auf. Menschen, die den Propheten, Allahs Segen und Friede
auf ihm, weder persönlich gekannt noch genau über ihn
Bescheid wußten, sahen in ihm nichts anderes als einen
Herrscher. DieSchlaueren unter ihnen begannen, von einem ähnlichen "Aufstieg"
zu träumen.
"Alles, was wir tun
müssen", dachten sie bei sich, "ist, Prophet
zu werden und ein Gefolge zu haben."
Auf diese Weise hofften sie, zu
Macht und Ruhm zu gelangen. Mancher tüchtige Mann fiel diesem
Wunschtraum zum Opfer, und schließlich tauchte eine Unmenge von Schwindlern
in verschiedenen Teilen Arabiens auf. Alle
behaupteten von sich, Propheten zu sein.
Entschlossene Tat
Die Lage war ernst, und deshalb
war äußerste Umsicht notwendig. Abu Bakr (r) rief seine Ratgeber zusammen,
um ihre Ansichten zu hören. Viele befürworteten
behutsames Vorgehen.
"Es ist nicht klug,
sagten sie, "den Kampf an allen Fronten zur
gleichen Zeit aufzunehmen. Gehe im Augenblick nicht gegen
die vor, die sich weigern, die Zakah zu zahlen. Wir können
uns mit ihnen noch befassen, wenn wir mit den Schwindlern
fertig sind."
Aber Abu Bakr wollte nicht auf
diesen Rat hören. "Bei Allah ", erklärte er, "selbst wenn
einer nur ein Zicklein schuldig ist, muß er es hergeben, auch wenn er sich
weigert.
Ich werde ihn deshalb bekämpfen
Wenn andere mich dabei nicht unterstützen, werde ich es allein tun. Niemand
ist befugt, ein Gebot Allahs abzuwandeln."
Die Lage war wirklich
äußerst schwierig. Zu
den Verweigerern der Zakah gehörten die Nachbarstämme der 'Abs
und Dubyan, der Asad und Tay'. Sie wollten ein Zugeständnis
des Kalifen erzwingen, ehe Usamas Streitmacht nach
Al-Madina zurückkäme. Sie sandten deshalb eine Abordnung zum
Kalifen mit dem Angebot, in
der Gemeinschaft des Islam zu bleiben, wenn ihnen die Zakah erlassen
würde.
Wie zu erwarten war, wies Abu Bakr den Vorschlag entschieden zurück. Gleichzeitig
veranlaßte er die Verstärkung der Verteidigung AI-Madinas; denn er erwartete einen
hinterhältigen Angriff der aufrührerischen Stämme.
In der dritten Nacht kam der tückische Schlag. Aber Abu Bakr war darauf vorbereitet. Er
schlug so heftig zurück, daß die Feinde Hals über Kopf flohen.
Einige Tage später kehrte Usama
nach AI-Madina zurück. Der Kalif entschied nun, persönlich gegen die verräterischen
Stämme in den Kampf zu ziehen. Das Volk bat ihn, sein Leben nicht aufs Spiel zu setzen.
Aber Abu Bakr hörte nicht darauf. Er ließ Usama als seinen Stellvertreter in AI-Madina
zurück, führte ein Heer gegen Abs und Dubyän und besiegte diese Stämme endgültig.
Ihre Weiden wurden dem Heer zur Nutzung überlassen.
Diese entschlossene Tat
überzeugte manchen Schwankenden davon, daß es unmöglich ist, einen Teil des Islam
anzunehmen und den anderen abzulehnen. Sie bestätigte, daß der Islam das ganze Leben als
Einheit durchdringt. Und so wurden durch den unbesiegbaren Glauben Abu Bakrs die
Grundlagen des Islam gesichert.
Krieg gegen die Schwindler
Nun war die Zeit gekommen, gegen
die Schwindler vorzugehen. Usamas Heer war ausgeruht und bereit zu neuen Taten. Abu Bakr
(r) ließ es etwa 12 Meilen auf den Weg zum Nagd marschieren. Hier teilte er es in 11
Bataillone. Jede dieser Abteilungen wurde unter den Befehl eines erfahrenen Anführers
gestellt und sollte gegen einzelne Schwindler vorgehen.
Vor Aufbruch dieser Streitmacht
wurden die Schwindler und ihr Anhang gewarnt. Ihnen wurde Vergebung zugesichert, wenn sie
zum Islam zurückkehrten. Der Kalif gab folgende Anweisung an seine Befehlshaber:
"Ich verlange von den
Soldaten des Islam, unter allen Umständen Allah zu fürchten und Seine Gebote
einzuhalten. Sie sollen gegen diejenigen kämpfen, die vom Islam abgefallen und in die
Fänge Satans geraten sind. Aber ehe sie ihr Schwert ergreifen, müssen sie die Botschaft
des Islam verkünden. Wenn die Abtrünnigen sie annehmen, sollen die Soldaten sofort
einhalten und die Waffen senken. Aber wenn die Botschaft zurückgewiesen wird, müssen sie
angreifen und solange kämpfen, bis die Gegner ihren Unglauben ablegen. Wenn die
Abtrünnigen zum Islam zurückfinden, muß der Befehlshaber des muslimischen Heeres ihnen
die Rechte und Pflichten im Islam erklären, man soll ihnen dann ihre Rechte geben und sie
veranlassen, ihre Pflicht zu tun. Der Befehlshaber soll seine Männer von übereilten
Handlungen und Untaten zurückhalten. Er soll vermeiden, daß sie blindlings in feindliche
Siedlungen einfallen. Sie sollen mit der gebotenen Vorsicht eindringen, damit die Muslime
keinen Verlust erleiden. Sowohl auf dem Marsch als auch im Lager soll der Kommandierende
gütig und rücksichtsvoll zu seinen Männern sein. Er soll darauf achten, daß sie mit
allem Nötigen versorgt sind, und freundlich mit ihnen sprechen." Der Kalif
erläuterte den Hauptleuten diese Anweisungen; dann führten sie ihre Bataillone gegen die
verschiedenen Schwindler.
Abu Bakr (r) kehrte nach Al-Madina zurück. Er hatte
bereits die Schwankenden unter den Muslimen gezwungen, Zakah zu zahlen. Jetzt unternahm er
einen umfassenden Angriff gegen die Schwindler und ihre Anhänger.
Tulaiha
Einer der Schwindler war
Tulaiha. Er gehörte zum Stamme Banu Asad. Nach seiner letzten Pilgerreise erhob er
Anspruch darauf, ein Prophet
zu sein, und alle
seine Stammesgenossen wurden seine Anhänger. Die Stämme Tay' und Gatafan, die
Verbündeten der Banu Asad, schlössen
sich auch dem Schwindler
an. Mit dieser großen Anhängerschaft lagerte Tulaiha bei der Quelle Bazaha im Nagd.
Halid Ibn Al-Walid besiegte
ihn, und Tulaiha
floh nach Syrien. Später wurde er wieder Muslim. Er diente in der muslimischen Armee
während des irakischen Feldzuges
und versuchte,
für seine vergangenen Sünden Buße zu tun.
Malik Ibn Nuwaira
Halid (r) marschierte dann gegen Malik Ibn Nuwaira, das
Stammesoberhaupt der Banu Tamim. Dieser hatte die Zahlung der Zakah eingestellt und die
Muslime seines Stammes bekämpft. Als er von Halids Anmarsch hörte, löste er seine
Truppen auf. Halid stellte ihn und seine Männer unter Arrest. Nun war es in dieser Nacht
ungewöhnlich kalt, und die Gefangenen begannen zu frieren. Halid ordnete daher an, daß
sie gewärmt werden sollten. Aber das arabische Wort für "wärmen" bedeutet
auch "erschlagen" Da die Wachen den Befehl mißverstanden, töteten sie Malik
und seine Männer mit dem Schwert.
Als Halid am nächsten Morgen von Maliks Schicksal
erfuhr, wurde er sehr traurig. Aber er konnte
die Tat nicht ungeschehen machen.
"Was Allah fügt, geschieht", sagte er. Den Kalifen erreichten Klagen darüber,
daß Halid in diesem besonderen Fall nicht nach dessen Anweisungen gehandelt habe. Man
verlangte, daß Halid für diese übereilte Handlung bestraft werden solle. Aber Abu Bakr
zahlte selbst das Blutgeld für Malik Ibn Nuwaira. Er sagte:
"Halid ist das Schwert Allahs. Dieses Schwert hat Ungläubige wie ein Blitz
getroffen. Wie kann ich dies ungeschehen machen?"
Musailima, der Lügner
Musailima war der listigste aller
Schwindler. Er gehörte zu den Yamama.
Als er von der schweren Krankheit des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, erfuhr,
schrieb er ihm einen Brief:
"Allah hat mich zum
Teilhaber an deinem Prophetentum gemacht. Laßt uns die Erde unter uns beiden aufteilen!
"
Darauf entgegnete der Prophet,
Allahs Segen und Friede auf ihm:
"An Musailima, den Lügner!
Gewiß ist, daß die Erde Allah gehört. Er gibt sie denen Seiner Diener zum Besitz,
die Er liebt."
Beim Tode des Propheten, Allahs
Segen und Friede auf ihm, sah Musailima seine Gelegenheit gekommen. Er sammelte
ein großes Heer.
Diese Armee mußte er zuerst mit
einer Betrügerin namens Sagah, einer Christin teilen. Nach dem Tode des Propheten, Allahs
Segen und Friede auf ihm, wollte sie auch als Prophetin gelten.
"Warum sollen alle Propheten
Männer sein?" fragte sie. "In mir hat Allah nun eine Frau als Prophetin
gesandt." Sie stellte eine große Armee auf und marschierte in Richtung Al-Madina.
Unterwegs stieß sie auf Musailimas Streitkräfte. Der gerissene Betrüger erkannte
sofort, daß Sagah eine ernstzunehmende Rivalin war und daß er sie auf dem Schlachtfeld
nicht besiegen konnte. So fing er eine Liebesgeschichte mit ihr an. Sagah ging ihm leicht
in die Falle und heiratete ihn. Nun hatte Musailima ein großes Heer von 4000 Mann unter
seinem Kommando.
Das Bataillon unter Ikrima Ibn Abu Gahl
sollte Musailima angreifen, das Bataillon unter Surahbil war als Verstärkung gedacht.
'Ikrima hatte den Befehl, auf die Verstärkung zu warten. Aber in der Hoffnung, den Ruhm
für sich allein zu gewinnen, wartete 'Ikrima nicht ab. Er griff Musailima an und wurde
geschlagen. Diese Nachricht stimmte Abu Bakr traurig. Er beauftragte sofort Halid Ibn
Al-Walid, Musailima anzugreifen. Die vereinigten Bataillone von Halid und Surahbil fielen
nun über den Schwindler her. Musailima kämpfte verzweifelt. Einer seiner Leute erreichte
sogar Halids Zelt. Aber Halid behielt die Nerven. Er sammelte seine Leute erneut
und führte selbst einen letzten Angriff. Verblüfft über den plötzlichen Ansturm
ergriffen Musailimas Männer die Flucht. Der Schwindler und einige seiner Begleiter
verbargen sich in einem befestigten Garten. Aber die Krieger des Islam rannten seine Tore
ein, und der niederträchtige Schwindler und seine Freunde fielen dem Schwert zum Opfer.
Unter denen, die Musailima niedermachten, befand sich auch Wahsyy, der Negerdiener, der
Hamza, den Onkel des Propheten, bei Uhud getötet hatte. Er hatte dies getan, um seine
Freiheit zu erlangen. Hind, die Frau Abu Sufyans, hatte ihm versprochen, ihn freizukaufen,
wenn er Hamza (r) erschlüge. Nach dem Fall von Makka wurde Wahsyy Muslim. Der Prophet,
Allahs Segen und Friede auf ihm, vergab ihm, sagte aber:
"Wahsyy, geh bitte aus
meinen Augen. Du erinnerst mich an meinen lieben Onkel"
Wahsyy war immer traurig wegen
seiner Sünde und wollte sich davon reinwaschen. Die Schlacht gegen Musailima gab ihm
hierzu Gelegenheit: Mit seinem Wurfspeer versuchte er, ihn zu treffen. Geschickt stieß er
die vergiftete Spitze in seinen Körper, und der Schurke fiel mit einem Aufschrei zu
Boden. Im nächsten Augenblick wurde ihm der Kopf abgetrennt.
"Alles Lob gebührt
Allah!" rief Wahsyy aus. "Ich habe damit meine Sünde wieder gutgemacht!"
Musailima gehörte zum
Stamm der Banu Hanifa. Der Kalif ordnete an, daß alle Männer des Stammes, die die Waffen
gegen den Islam erhoben hatten, getötet werden sollten. Aber Halid (r) hatte bereits
versprochen, ihr Leben zu schonen. Deshalb galt sein Wort, und der ganze Stamm nahm den
Islam wieder an.
Al-Aswad Al-'Ansyy
Kurze Zeit vor
dem Tod des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, tauchte auch im Yemen ein
Schwindler auf.
Er hieß Al-Aswad und gehörte zum Stamme 'Ans. Er gewann eine beträchtliche Zahl von
Anhängern.
Dann griff er die Hauptstadt des Yemen, San'a', an, tötete den Gouverneur und heiratete
dessen Witwe.
Er war im ganzen Yemen gefürchet.
Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm, schrieb an die Führer der muslimischen
Streitkräfte im Yemen, sie sollten das Land von dem Schwindler befreien. Daraufhin nahmen
sie mit seiner Frau, die ihn von ganzem Herzen haßte, heimlich Verbindung auf, und eines
Nachts gelang es ihnen, Al-Aswad zu toten.
So kam der Yemen wieder unter muslimische Herrschaft. Diese Nachricht erreichte AI-Madina
einen Tag nach dem Tode des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm. aber im Yemen
brachen wieder neue Unruhen aus, als der Tod des Propheten, Allahs Segen und Friede auf
ihm, bekannt wurde.
Ein früherer General Al-Aswads namens Qais bemühte sich, an die Macht zu kommen. Er gab
den Islam auf und versammelte die Anhänger seines getöteten Herrn um sich. Er hatte auch
die Unterstützung einiger Oberhäupter der Yemeniten, die den Islam zwar nach außen zur
Schau stellten, innerlich aber gegen ihn waren.
Er scharte genügend Männer um sich, um San'a' einzunehmen, und wurde der Beherrscher des
Yemen. Aber das Heer der Muslime stand bereit. In der Zwischenzeit erreichten auch die
beiden von Abu Bakr ausgesandten Bataillone den Yemen, und San4 ä' wurde zurückerobert.
Qais und sein Hauptverbündeter 'Amr Ibn Ma'di Karib Zubairyy wurden nach AI-Madina
geschickt.
Sie bereuten beide ihre Sünden, und es wurde ihnen vergeben.
Al-Bahrain
Das Volk von Al-Bahrain
nahm den Islam zu Lebzeiten des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, an. Nach
seinem Tod warf der mächtige Stamm der Banu Bakr den von ihnen als Joch empfundenen Islam
jedoch ab und begann, gegen die Muslime zu kämpfen. Abu Bakr sandte ein Bataillon unter
'Ala Ibn Al-Hadramyy, um den aufrührerischen Stamm zu unterwerfen. Die Banu Bakr wurden
besiegt und ihr Anführer Hatim getötet - Al-Bahrain war
wieder fest unter muslimischer Herrschaft.
Auch einige Stämme von
'Uman fielen vom Islam ab, Abu Bakrs Heeresführer brachten sie aber alle in die
Gemeinschaft des Islam zurück.
So gelang es Abu Bakr in
wenigen Monaten, den Aufruhr zu unterdrücken, den die Schwindler im ganzen Land
verursacht hatten. Halid Ibn Al-Walid (r) trug hierzu mehr bei als
jeder andere.
Krieg mit Persien
Das Zeitalter der Eroberungen beginnt
Die Kaiser Persiens hatten
alles, was sie konnten, getan, um den Islam zu vernichten. Der schändliche Khusro Pravez
hatte sogar befohlen, den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, einzusperren. Aber
einige Tage darauf wurde er von seinem Sohn Scharuya getötet. Von diesem Tag an kannte
Persien keinen Frieden mehr, und Abu Bakr mußte mit einer ständigen Gefahr an den
östlichen Grenzen rechnen.
Im ersten Monat des Jahres 12 n.H. wurde
Halid Ibn Al-Walid ausgesandt, um die persischen Streitkräfte anzugreifen. Ein anderes
Heer unter Al-Qa'qa' Ibn 'Amr sollte ihn unterstützen. Halid sollte Ramla, den südlichen
Vorposten des persischen Reiches, angreifen, ein zweites Heer unter
'Ayaz Ihn Gannam sollte an der Nordgrenze des Irak kämpfen. Nach
islamischer Gepflogenheit richtete Halid folgenden Brief an
Hurmuz, den persischen Befehlshaber:
"Nimm den Islam an,
und du bist sicher. Tust du es nicht, dann stimme zu, die Gizya zu bezahlen, oder du wirst es
zu bereuen haben! Ich führe gegen euch ein Volk, das den
Tod so liebt wie ihr das Leben."
Der stolze persische
Befehlshaber beachtete diese Warnung jedoch nicht. Er fiel in der darauffolgenden Schlacht,
und das persische Heer wurde vernichtend geschlagen. Danach kämpften
noch einige bekannte persische Generäle gegen Halid.
Zwei von ihnen waren Bahman und Dschahan. Aber sie
wurden alle besiegt, und die persischen Verluste waren schwer.
Die Stadt Al-Hira an der
persischen Grenze war die Hochburg der christlichen Araber. Halid eroberte diese,
woraufhin sich auch die anderen
Oberhäupter der Grenzregionen unterwarfen.
Nach Al-Hira eroberte Halid die beiden wichtigen Außenposten
des persischen Reiches Al-Anbar und 'Ainu-t- Tamr.
Da erhielt er einen Brief von Ayaz, der ihn in den Norden
des Irak um Hilfe rief: In Daumatu-1-Gandal war er in harter
Bedrängnis. Halid kam ihm eilends zu Hilfe und sandte ihm
folgende Botschaft:
"Halte noch eine
Weile aus! Kamele mit löwenhaften Kämpfern sind bald bei dir; wie Wellen nähern sich
unsere Truppen."
Akidar, einer der feindlichen Generäle, wußte aus
eigener Erfahrung, daß es sicher unmöglich war, einen Angriff Halids aufzuhalten. Er
schlug den anderen Generälen deshalb vor, den Kampf gegen die Muslime einzustellen. Als
sie seinen Vorschlag nicht beachteten, ließ er sie ruhig gewähren, aber seine Freunde
sahen die Richtigkeit seines Vorschlags ein, als sie eine demütigende Niederlage durch
Halids Hand erlitten. Ein anderes wichtiges Ereignis fand in Faraz statt. Eine starke
Streitmacht aus Persern und Arabern überquerte den Euphrat. Am 15. des Monats Du-1-Qa'da
im Jahre 12 n.H. vertrieb Halid dieses Heer. Von hier kehrte er nach Al-Hira zurück.
Halid Ibn Al-Walid
Halids Heldentaten
Als er Kalif wurde, hatte
Abu Bakr (r) nicht mehr als 10.000 Mann. Mit dieser Heeresstärke mußte er einen
landesweiten Aufstand niederwerfen. Diese Aufgabe schien hoffnungslos, aber Abu Bakr
meisterte sie mit erstaunlichem Erfolg. Er verdankte dies hauptsächlich seinem
unerschütterlichen Glauben an Allah (t).
"Islam ist der Weg der Wahrheit, offenbart durch
Allah ", sagte er. "Daher verteidigt Allah ihn gegen alle Feinde."
Abu Bakr wußte, daß er nicht so sehr von der Stärke seiner Truppen als von Allahs Hilfe
abhängig war. Die Ergebnisse bewiesen, daß sein Glaube richtig war.
Eine wichtige Hilfe war ihm auch Halid Ibn Al-Walid (r), der größte Feldherr des Islam.
Sein militärisches Geschick und sein Mut ließen mit Allahs Macht die geringen
Streitkräfte des Islam zehnmal stärker erscheinen. Die Ergebnisse waren überwältigend:
Halid war mit einer Handvoll Truppen in der Lage, nicht nur mit allen inneren Feinden
fertig zu werden, sondern auch Arabien für den Islam zu sichern. Er konnte auch den Irak
in Kürze für den Islam gewinnen. Vom Irak aus marschierte er gegen die byzantinischen
Streitkräfte und vertrieb sie. Dies geschah alles im Zeitraum von zwei Jahren. Während
dieser Feldzüge erlitt Halid keine einzige Niederlage. Er überraschte den Feind durch
Gewaltmärsche und gab sich erst mit dessen vollständiger Niederwerfung zufrieden. Dies
machte Halid zum Schrecken für seine Feinde. Die Wahrheit ist, daß Halids Heldentaten
die Siege Alexanders des Großen oder Napoleons weit in den Schatten stellen.
Allahs Schwert
Halid Ibn Al-Walid war der
geborene Feldherr. Bei Uhud kämpfte er auf der Seite der Qurais". Er war es, der den
Gang der Schlacht entschied: Der Sieg der Muslime war schon in naher Sicht, die Führer
der Qurais wichen schon zurück. Plötzlich sah Halid den Engpaß im Rücken der
muslimischen Armee unverteidigt - an der Spitze eines Stoßtrupps stürmte er über den
Paß und griff die islamische Armee überraschend an. Nach dem Frieden von Al-Hudaibiya
nahm Halid den Islam an. Sein militärisches Talent überstrahlte bald die anderen. Der
Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, erkannte sofort seinen Wert und gab ihm
den Titel "Saifullah" (Schwert Allahs). Aber die übrige Welt bemerkte seine
unerreichte Begabung für die Kriegskunst erst, als der Islam über die Grenzen Arabiens
hinausdrang.
Auch Abu Bakr erkannte gleich Halids
Fähigkeiten. Er übertrug ihm den Oberbefehl für den irakischen Feldzug. Halids
Heldentaten in diesem Unternehmen haben in der Geschichte wenig ihresgleichen. In etwa elf
Monaten überrannte er den ganzen Irak und brachte ihn unter das Banner des Islam, obwohl
er nicht mehr als 10.000 Mann hatte. Mit dieser kleinen Streitmacht besiegte er Massen,
die zwanzigmal größer waren. Ihre Waffen und ihre Ausrüstung waren den seinigen
überlegen, aber mit seinem Glauben an Allah (t) wußte Halid, wie man mit einer kleineren
Streitmacht und weniger guten Waffen gewinnt.
Im Irak schlug Halid insgesamt 15 Schlachten. In allen
war sein Sieg vollständig, und die Fahne des Islam durfte das Schlachtfeld niemals
verlassen, ehe der Feind endgültig geschlagen war. So wurde Halid gegen Ende des
Feldzuges zum Schrecken des Feindes: Schon allein die Tatsache, daß Halid ein Heer
befehligte, ließ den Feind erzittern.
Ein guter Verwalter
Halid war aber nicht nur
ein großer Eroberer, sondern auch ein erstklassiger Verwalter, Er achtete darauf, daß in
den von ihm eroberten Städten und Gebieten alles wohl geordnet wurde. Er zog nie weiter,
ehe dies erledigt war. Er ließ einen Stellvertreter zurück, der auf alles aufpassen
mußte. Auch ernannte er einen Richter, der die Streitigkeiten der Bevölkerung
schlichtete.
Halid (r) war äußerst
gutherzig und gerecht. Sein Heer hatte strikte Anweisung, Bauern und Bürgern kein Leid
zuzufügen. "Sie sind die Stärke der Gesellschaft", sagte er. "Sie sollen
immer mit Güte und Achtung behandelt werden."
Dies war etwas Neues für das eroberte Land.
Die persischen und byzantinischen Hauptleute waren sehr hart zum Volk gewesen.
Halids Behandlung gewann die Herzen der Bevölkerung in dem Maße, wie sie ihre früheren
Herren haßte.
Liebe zu Allah
Halids Liebe zu Allah (t)
war so groß wie sein Haß gegen Allahs Feinde.
Im Monat Du-l-Qa`da des
Jahres 12 n.H. war sein Feldzug im Irak zu Ende. In der Mitte dieses Monats errang er den
letzten Sieg. Halid gönnte seinem Heer eine Ruhepause von zehn Tagen. Dann befahl er den Rückmarsch zu seinem Hauptquartier
in Al-Hira. Aber da war noch die Pilgerreise, auf
die Halid nicht verzichten wollte. Er gab bekannt, daß er die
Nachhut bilden wolle. Und mit einigen Männern hetzte er dann
auf einer Abkürzung durch die leblose Wüste nach Makka.
Unmittelbar nach seinen Siegen war er nun in der heiligen
Stadt und erklärte:
"Labbaika-llahumma
labbaik (Hier bin ich, o Herr, hier bin ich zu Deinem Dienst!)"
Selbst auf dem höchsten
Gipfel seines Ruhmes vergaß Halid nicht, daß er im Dienste Allahs stand.
Sobald der Hagg vorüber
war, eilte Halid zurück an seinen Posten. Er traf seine Männer vor Al-Hira. Die ganzen
Tage über hatte die Truppe geglaubt, daß
der Befehlshaber die Nachhut führe. Aber als die Krieger jetzt seinen geschorenen Kopf
sahen, wußten sie, daß er als Pilger in Makka gewesen war.
Abu Bakr (r) war erstaunt, als er von dem gewagten
Abstecher Halids zum Hause Allahs hörte. Er verbot ihm jedoch, in Zukunft das Heer allein
zu lassen. Solch ein Schritt, führte er aus, könne leicht eine schwierige Lage
heraufbeschwören.
Härte gegen den Feind
Halid war sehr hart gegen
die Menschen, die die Waffen gegen den Islam erhoben. Er meinte, daß man solchen Leuten
nur zwei Möglichkeiten lassen sollte: Sie sollten entweder nachgeben oder bis zum Tode
kämpfen. Wenn sie vom Schlachtfeld flohen, verfolgte er sie überall hin, bis sie um
Gnade baten oder getötet wurden.
Diese Strategie Halids
erwies sich als nützlich. Er wurde mit dem geschlagenen Feind ein für allemal fertig. Er
ließ nicht zu, daß er die Waffen ein zweites Mal erhob; denn die Streitkräfte der
Muslime waren zu klein, um wiederholte Aufstände niederschlagen zu können.
Es gibt in der Geschichte kaum einen
Feldherrn, der so viele hervorragende Eigenschaften in sich vereinigte wie
Halid (r). Er ist nach dem Propheten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm,
unbestreitbar der größte Heeresführer des Islam.
Krieg gegen Byzanz
Schon zu Lebzeiten des
Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, ergab sich die Notwendigkeit zu kriegerischen
Handlungen gegen Byzanz. So war Abu Bakr (r) gezwungen, etwas gegen diese Gefahr zu tun.
Im Jahre 13 n.H. rüstete er eine große Streitmacht
aus und teilte sie in vier Abteilungen, die jeweils einem Befehlshaber unterstellt wurden.
Jede von ihnen sollte an einem anderen Abschnitt der syrischen Grenze losschlagen. Abu
'Ubaida Ibn Al-Garrah hatte den Befehl, nach Hims zu marschieren,' Amr Ibn AI-'As nach
Palästina, Yaild Ibn Abu Sufyan nach Damaskus und Surahbil Ibn Hasna an den Jordan.
Diese Bataillone sollten den Feind gleichzeitig angreifen. Das Ziel war, ihn daran zu
hindern, eines der Bataillone mit voller Stärke anzugreifen.
Goldene Regeln für die
Kriegsführung
Vor dem Aufbruch
der Heere gab Abu Bakr (r) die folgenden Anweisungen an ihre Befehlshaber: "Fürchtet
stets Allah! Er sieht in die Herzen der Menschen.
Seid freundlich zu den Männern, die euch
unterstellt sind, und behandelt sie gut!
Gebt kurze Anordnungen; denn wenn sie zu
lang sind, werden sie vergessen!
Geht anderen mit gutem Beispiel voran! Sie
werden sich nach euch richten.
Achtet die Vertreter des Feindes!
Haltet eure Pläne geheim!
Seid immer wahrhaftig, dann werdet ihr
gute Ratschläge bekommen!
Sitzt abends, wenn ihr frei seid, unter
euren Männern! Das hält euch in Verbindung mit ihnen.
Teilt den Wachdienst zum Schutz des Heeres
gut ein!
Meidet unaufrichtige Menschen und haltet
euch an ehrliche und gläubige Sahaba!
Seid offen zu allen, mit denen ihr zu tun
habt!
Hütet euch vor Feigheit und Ehrlosigkeit!
Ihr werdet Menschen begegnen, die der Welt
entsagt und sich in die Einsamkeit zum Gebet zurückgezogen haben. Laßt
sie in Frieden!"
Vereinignung der vier
Heeresabteilungen
Die Nachricht vom
Einmarsch der Muslime brachte Kaiser Heraklios aus der Fassung. Er hielt sich zu dieser Zeit
gerade in Jerusalem auf. Er fragte seine Fürsten um Rat. Da
er selbst sich gern mit den Muslimen geeinigt hätte, sagte er:
"Es ist besser, halb
Syrien aufzugeben, als das ganze Reich zu verlieren." Seine
Ratgeber waren damit aber nicht einverstanden. Es
wurden also vier mächtige Armeen gegen die Muslime ausgesandt.
Eine davon wurde vom Bruder des Kaisers befehligt. Jede Armee war siebenmal so stark wie die muslimische,
die sie zu bekämpfen hatte. Darüber machten sich
die muslimischen Heeresführer Sorgen und trafen sichdeshalb zur Beratung. Einer wies
darauf hin, daß es töricht sei, getrennt zu kämpfen.
"Wir werden vom
Übergewicht zerschmettert werden, wenn wir getrennt kämpfen", sagte er.
Die anderen Befehlshaber
sahen das ein, und sie beschlossen, die vier Abteilungen zu einer einzigen Armee zu
vereinigen. So würde das Heer auch den muslimischen Soldaten
selbst größer erscheinen. Sie teilten dem Kalifen ihren
Entschluß mit. Dieser billigte ihn und sandte ihnen folgende
schriftliche Botschaft:
"Muslime können nie deshalb besiegt werden, weil
sie zu gering an Zahl sind; aber wenn ihre eigenen Sünden sie überwältigen, werden sie
eine Niederlage erleiden. Deshalb haltet euch fern von Sünden aller Art!"
Die Schlacht am Al-Yarmuk
Als Heraklios erfuhr, daß
die vier islamischen Armeen zu einer vereinigt worden waren, befahl auch er eine ähnliche
Zusammenfassung, und die vier byzantinischen Armeen schlössen sich zu einer gigantischen
Masse von Menschen zusammen. Im Tal des Al-Yarmuk hoben sie Schützengräben aus. Nach dem
Befehl des Kalifen bezogen die Muslime Stellungen auf der gegenüberliegenden Seite.
Wochenlang lagen sich die beiden Heere gegenüber, und keines der beiden wagte es, den
Kampf zu eröffnen.
Die byzantinischen
Streitkräfte hatten jeden Vorteil auf ihrer Seite. Zu der zahlenmäßigen Überlegenheit
kam, daß sie den Fluß vor und Berge hinter sich hatten. Die muslimischen Heerführer
forderten daher vom Kalifen Verstärkung an, und daraufhin ließ Abu Bakr Halid sofort
nach Syrien eilen.
Halid legte den Oberbefehl im Irak in die
Hände von Al-Mutanna Ibn Harita. An der Spitze von 10.000 Mann begab er sich nach Syrien,
so schnell er konnte. Trotz aller Eile eroberte Halid auf dem Weg dorthin viele
Befestigungen und Städte. Er erreichte schließlich den Al-Yarmuk fast
zur gleichen Zeit, als die byzantinische Armee ebenfalls Verstärkung erhielt. Ihre
Gesamtstärke erreichte damit 240.000 Mann, die muslimische Streitmacht umfaßte nur
36.000.
Neuordnung des Heeres
Halid erkannte sogleich,
daß er das Heer den besonderen Verhältnissen entsprechend neu gliedern müsse, um zu
siegen. Das bedeutete vor allem ein einheitliches Oberkommando. Daher berief er die
anderen Kommandeure zu sich und sagte:
"Wir kämpfen alle
für die Sache des Glaubens. Keiner darf an sich denken. Wir können uns eine
Zersplitterung der Befehlsgewalt nicht leisten. Das würde dem Feind nur nützen. Laßt
uns deshalb den Oberbefehl auf einen einzigen Mann übertragen, meinetwegen im Wechsel.
Wenn ihr damit einverstanden seid, überlaßt mir den Oberbefehl für den ersten Tag der
Schlacht!"
Dieser Plan gefiel allen,
und Halid übernahm die oberste Befehlsgewalt. Er teilte das Heer in verschiedene
Abschnitte. Jeder erhielt einen Kommandeur, und jeder Abschnitt war in Unterabschnitte
aufgeteilt, von denen jeder einen Anführer
hatte. Abu Sufyan war zum anfeuernden
Herold ernannt worden.
Er sprach Worte der
Ermunterung zu allen Kämpfern. Als sich die beiden Armeen gegenüberstanden, bemerkte
ein muslimischer Soldat:
"Wie zahlreich der Feind ist!"
Halid hörte das und
sagte:
"Die Zahl macht es nicht! Wichtig ist
der Ausgang der Schlacht!"
Als die Schlacht
schließlich begann, stieß Halid mit einem
ausgewählten Trupp in das Zentrum der
feindlichen Kräfte. Es gelang ihm, einen Keil zwischen das feindliche
Fußvolk und die Reitertruppe zu treiben und sie voneinander abzuschneiden.
Kampf bis zum Tod
Auch 'Ikrima Ibn Abu Gahl
kämpfte am Al-Yarmuk mit. Gleich nach der Eröffnung der Schlacht begannen die
islamischen Truppen unter dem zahlenmäßigen Übergewicht des Feindes zu wanken. Als
'Ikrima das sah, rief er aus: "Früher kämpfte ich in allen Schlachten gegen den
Gesandten Allahs, jetzt aber streite ich für die Sache Allahs. Auf gar keinen Fall werde
ich fliehen! Wer von euch ist bereit, mit mir bis
zum Tode zu kämpfen?"
Als er dies sagte, streckte er seine Hand aus, daß sie
einschlagen sollten. Sein Sohn 'Amr legte als erster den Schwur ab, vierhundert Mann
folgten ihm. Dann schlugen die Männer wie Wildkatzen auf die feindlichen Horden ein. Sie
teilten so wirkungsvolle Schläge aus, daß die Menschenwoge sich vor ihnen teilte. Ihr
verzweifelter Angriff brachte Verwirrung in die feindlichen Reihen.
Niederlage des Feindes
Bald
befand sich die feindliche Reitertruppe eingekeilt zwischen Halids Stoßtrupp und der
islamischen Hauptarmee. Verwirrung entstand, und die Feinde flohen. Die islamische Armee
machte ihnen Platz zur Flucht.
Nun konnte Halid (r) sich auf die feindliche
Fußtruppe werfen. Diese wurde völlig überrascht, da plötzlich der Schutz der Reiter
fehlte. In äußerster Verwirrung zog sie sich zurück, aber der Berg versperrte ihr den
Weg. Verzweifelt rannten die Männer zum Fluß zurück. Hier erwartete sie der Tod in den
Fluten. Die meisten waren aneinandergekettet, um eine Flucht unmöglich zu machen, und die
Ketten erwiesen sich nun als Todesfallen: Denn als einige Männer in den Fluß fielen,
rissen sie ihre Kampfgenossen mit in das nasse Grab. Nach einer Schätzung ertranken
120.000 Mann im Fluß. Die Byzantiner erlitten eine vollständige Niederlage. Dreitausend
Muslime waren als Märtyrer gefallen.
Mut der Frauen
Die muslimischen Frauen
spielten eine wesentliche Rolle in dieser Schlacht. Sie bildeten eine Abteilung hinter der Kampftruppe
und versorgten die Männer mit Wasser, sie
behandelten auch ihre Wunden und sprachen
ihnen Mut zu, wenn sie Zeichen der Schwäche zeigten. Diese Worte der Ermunterung
richteten die Männer wieder auf; wie der Blitz stürmten
sie von neuem nach vorn und säten Tod in die feindlichen
Linien.
Zuerst zwang die
byzantinische Armee die Muslime zum Rückzug. Da kam Halid zu den Frauen, die auf einem Bergkamm
standen, und sagte zu ihnen:
"Ihr Töchter des Islam, wenn auch
nur einer dem Schlachtfeld den Rücken kehrt, tötet ihn sofort!"
Die Frauen taten, worum
Halid sie gebeten hatte; sie standen auf ihrem Posten und erfüllten ihre Pflicht:
Mit Steinen in den Händen beobachteten
sie das Schlachtfeld, und wenn einer um sein Leben lief, empfing ihn ein Steinhagel.
Er lief dann zurück und kämpfte bis zum Letzten.
Viele Muslime hatten ihre Familien bei sich. Die Frauen
lebten in Zelten hinter dem Lager der Truppe. Ihre Worte der Ermunterung an die Tapferen
und die Schmähung der Feiglinge hatten großen Einfluß auf das Tempo und den Ausgang der
Schlacht. Der Sieg am Al-Yarmuk war also in nicht geringem Maße dem Mut der muslimischen
Frauen zu verdanken.
Zwei große Märtyrer
Am folgenden
Morgen verschaffte sich Halid einen Überblick über die Verluste der islamischen Armee.
'Ikrima und sein Sohn Amr wurden zu ihm gebracht. Sie waren schwer verwundet, und ihr
Zustand war ernst. Halid barg ihre Köpfe in seinem Schoß - einige Minuten später
verstarben sie.
Ikrima war der Sohn Abu Gahls, eines Erzfeindes des Islam. Als Makka fiel, floh 'Ikrima,
weil er um sein Leben bangte. Aber er kehrte nach Makka zurück, als er hörte, daß der
Gesandte Allahs allen Feinden vergeben habe. Der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm,
kam ihm zu seiner Überraschung entgegen, um ihn zu begrüßen. Von da an war 'Irkima (r)
ein treuer Sohn des Islam; er gab sein Leben für dessen Ruhm.
Selbstlosigkeit Halids
Die Schlacht am Al-Yarmuk
war noch nicht zu Ende, als ein Brief aus Al-Madina eintraf und Halid ausgehändigt
wurde. Darin stand, daß Abu Bakr (r) gestorben und 'Umar (r)
sein Nachfolger geworden sei. Der Brief enthielt auch die Nachricht,
daß der neue Kalif Halid von seinem Kommando abgelöst
und ihn durch Abu 'Ubaida ersetzt habe. Halid las den
Brief. Dann setzte er Abu `Ubaida Ibn Al-Garrah davon in
Kenntnis, daß der Oberbefehl auf ihn übergegangen sei. Aber
die Nachricht wurde nicht öffentlich bekanntgemacht, weil
die Armee nicht den Mut verlieren sollte.
Der Brief änderte Halids Verhalten in
keiner Weise. Er fuhr fort,
so verwegen zu kämpfen wie zuvor.
Als nach dem Ende der Schlacht Halids
Absetzung bekannt wurde, sagte jemand zu ihm:
"Warum hat die Nachricht
deinen Kampfgeist nicht gedämpft?"
"Ich habe nicht für
'Umar, sondern für Allah gekämpft",
entgegnete Halid (r)
Abu Bakrs letzte Krankheit
Am 7. des Monats
Gumada-1-Ahira im Jahre 13 n.H. wurde Abu Bakr krank.
Er hatte hohes Fieber; es wurde alles getan, um das Fieber zu senken, doch vergebens. Dem
betagten Kalifen wurde klar, daß sein Ende gekommen war.
Selbst in diesen letzten Tagen beschäftigte ihn der Gedanke an die Zukunft des Islam. Er
wollte ihn sichern, auch für die Zeit nach seinem Tod.
Er hatte all seine Energie darauf verwendet, die heftigen Stürme der Unruhe
niederzuhalten, die nach dem Tod des Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm,
losgebrochen waren, und Abu Bakr wollte nicht, daß nach seinem eigenen Tod solche Stürme
erneut losbrächen
Umars Ernennung
Das Wohlergehen der
Muslime war immer Abu Bakrs erste Sorge gewesen. Er wollte nichts zulassen, was den Islam
hätte schwächen können. Was er jedoch am meisten fürchtete, war eine Spaltung unter
den Muslimen. Er erinnerte sich daran, was nach dem Tod des Propheten, Allahs Segen und
Friede auf ihm, geschehen war. Daher wollte er verhindern, daß Uneinigkeit die Muslime
entzweien könnte, wenn er nicht mehr sei. Einigkeit war das Geheimnis der Stärke und um
jeden Preis notwendig.
Als er kränker wurde,
beschäftigte sich Abu Bakr immer mehr mit dieser Frage. Wer würde nach ihm Kalif sein?
Sollte er selbst den Namen des besten Mannes nennen? Oder sollte
er die Entscheidung dem Volk überlassen? Im letzteren
Fall würden Streitigkeiten entstehen. Sie würden die
Grundlagen des Islam erschüttern. Das Risiko war zu groß, Abu
Bakr wollte es nicht auf sich nehmen.
Nach sorgfältiger
Überlegung entschied er sich, 'Umar zu ernennen. Er unterbreitete seinen Vorschlag den
führenden Männern seiner
Umgebung. Den meisten gefiel der
Vorschlag, nur einer sagte;
"'Umar ist ohne Zweifel der beste
Mann, aber er ist zu streng!"
Darauf erwiderte Abu Bakr:
"Wenn er die Bürde des Kalifats
tragen muß, wird er milder."
Nachdem alle Sahaba
einverstanden waren, wurde 'Utman gerufen. Abu Bakr diktierte ihm 'Umars Ernennung, die
dem Volk verkündet wurde. Sie lautete:
"Dies ist der Wille Abu Bakrs, des
Kalifen des Gesandten Allahs. Er tut seinen Willen kund, ehe er diese Welt
verläßt. Zu diesem Zeitpunkt wird sogar ein Ungläubiger
gläubig, und selbst ein Sünder vertraut auf Allah. Ich ernenne
'Umar Ibn Al-Hattab zu eurem Herrscher. Dabei habe ich nur das
Beste für euch im Sinn gehabt. Ich hoffe, daß er gerecht
und wahrhaftig sein wird. Aber ich kann nicht voraussehen, was geschehen wird, wenn er den
Pfad der Gerechtigkeit verläßt. Mir liegt einzig das Wohlergehen der Muslime am Herzen.
Jeder ist für sein Tun verantwortlich."
Nachdem dieser letzte Wille dem Volk
verkündet worden war, bestieg Abu Bakr (r), gestützt von zwei Männern, das Dach seines
Hauses. Er richtete folgende Worte an das Volk: "Meine Brüder im Islam, ich habe
keinen meiner eigenen Brüder oder Verwandten zu eurem Kalifen ernannt. Ich habe einen
Mann aus eurer Mitte erwählt, der mir am meisten geeignet erscheint. Seid ihr mit ihm
einverstanden?" "Natürlich sind wir das!" ertönte ein Ruf aus Hunderten
von Kehlen.
Dann rief Abu Bakr 'Umar
an sein Bett und sprach zu ihm: "'Umar! Ich habe dich zu meinem Nachfolger ernannt.
Mein letzter Rat ist, daß du Allah fürchten und für das Wohl der Muslime arbeiten
sollst. Bedenke, 'Umar, daß du die Pflichten, die du Allah schuldest, zur rechten Zeit
erfüllst, sei es bei Tag oder Nacht. Das Wichtigste muß zuerst erledigt werden. Am Tage
des Gerichts werden nur die erfolgreich sein, deren gute Taten ins Gewicht fallen.
Die Menschen, deren böse Taten schwerer wiegen als die guten, werden eine schreckliche
Zeit haben. Der Qur'an und die Wahrheit sollen deine Führer zu Erfolg und Wohlergehen
sein. Du weißt, 'Umar, daß die Verse des Qur'an sowohl von Belohnungen als
auch von Bestrafungen sprechen. Deshalb muß man die Furcht vor Allah in die Herzen der
Gläubigen senken, damit sie um Vergebung beten. 'Umar, wenn du im Qur'an über die
Verdammten in der Hölle liest, dann bete zu Allah, daß er dich nicht zu einem von ihnen
macht. Aber wenn du über die Bewohner des Paradieses liest, dann bete, daß auch du zu
ihnen gehören wirst. Wenn du den Weg gehst, den ich dir vorgezeichnet habe, wirst du mich
an deiner Seite finden!" Als 'Umar gegangen war, hob der sterbende Kalif seine Hände
zum Bittgebet und sagte:
"O Herr! Ich habe
diesen Schritt zum größten Nutzen der Muslime getan, weil ich Uneinigkeit zwischen ihnen
befürchtete. Ihre Folgen sind Dir wohl bekannt. Nach sorgfältigem Überlegen habe ich
einen Mann ernannt, der sich am aufrichtigsten und tatkräftigsten für das Wohl des
Volkes einsetzt. Ich bin jetzt an der Schwelle des Todes, so hilf Du, o Herr, den
Muslimen, wenn ich nicht mehr bin. Sie sind Deine Diener. Ihre Zukunft liegt in Deiner
Hand. O Herr, laß sie nach Deinen Gesetzen auf dem richtigen Weg wandeln. Mache 'Umar zu
einem der edelsten Kalifen und hilf den Muslimen, ihn zu unterstützen."
Abu Bakrs Tod
Nach einer Krankheit von
zwei Wochen starb Abu Bakr (r) im Alter von 63 Jahren. Er wurde an der Seite des
Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, beigesetzt. Vor seinem
Tod sagte er noch:
"Nehmt keine neuen Tücher, um meinen
Leib zu bedecken. Das Stück Tuch, auf dem ich liege, genügt. Wascht
es!" "Aber es ist zu alt und abgenutzt, Vater",
sagte seine Tochter A'ischa(r).
"Dieses alte, abgetragene Tuch
genügt für mich", antwortete er.
Dieser letzte Wunsch wurde
befolgt.
Der zweite Wunsch des
sterbenden Kalifen war:
"Verkauft mein Land und zahlt alles
Geld zurück, welches ich als Gehalt erhalten haben!"
Auch dies wurde befolgt.
Abu Bakr war ein wohlhabender Kaufmann, als er Kalif wurde. Die Aufgaben des Kalifats ließen
ihm keine Zeit, sich um seine eigenen Geschäfte zu kümmern.
Deshalb genehmigten ihm die Sahaba ein Gehalt von
6000 Dirham jährlich. Das ganze Geld wurde nach dem Tod
des Kalifen an Baitu-1-Mal zurückgezahlt.
So gab Abu Bakr, der erste
Kalif, ein edles Beispiel selbstlosen Dienens. Er lebte und wirkte für den Islam
bis zum letzten Atemzug, und für seine unermüdliche
Arbeit suchte er keine weltliche Belohnung.
Quelle: www.dienerallahs.de
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