Geboren 1165 in Murcia (Spanien); Begegnung als junger Mann
mit Ibn Ruschd; unter seinen insgesamt füfhundert Werken befinden sich Bücher wie sein
beruhmtes al-Futuhat al-Makkija (Offenbarung zu Makka) und Fusus al-Hikam (Facetten der
Weisheit), in der er seine Lehre über den vollkommenen Menschen, über das Wunder der
Schöpfung und über die Stufen der innerliche Reise des Muslim zum Treffen mit seinem
Herr zum Ausdruck bringt. Er starb 1240 in Damaskus
Ibn al-Arabi als Faqih
Muhjiddin Ibn al-Arabi, Schaikh al-Akbar, der größte der Sufilehrers war ein gelehrte
Faqih von sehr hohem Rang. Über seine große Gelehrsamkeit hat Ibn Dschauzia gesagt:
"Ibn al-Arabi kannte das Geheimnis des größten Gottesnamens, der im Koran verborgen
liegt." Es darf nicht vergessen werden, dass der Lehrer von Ibn Dschauzia,
Abdalwahhab, seinen Sufismus nie abgelehnt hat - obwohl seine heutige Anhänger sehr
Sufi-feindlich auftreten. In seinem Risalat al-Anwar fima Jumnah Sahib al-Khalwa min
al-Asrar (Abhandlung über die Lichter in Hinblick auf eine Person, die sich in Khalwa
zurückzieht) sagt Muhjiddin ibn Arabi ausdrücklich, dass Khalwa nur geübt werden darf
auf Anweisung eines Schaikh. Trotz dem unzweifelhaften Basis seiner Lehre im Rahmen der
Schariat führten Ibn al-Arabis gesprochene und geschriebene Worte zu so heftigen
Reaktionen, dass sein Grab nach seinem Tode so gründlich zerstört wurde, dass keine Spur
davon übrigblieb.
Der Osmananische Sultan Selim II
Als dann Selim II., der neunte osmanische Sultan, im Jahre 1516 Damaskus eroberte, erfuhr
er durch einen Gelehrten namens Zembilli Ali Efendi von denmPlatz seines zerstörten
Grabes, an dem zu lesen war: "Der Gott, den ihr anbetet, ist unter meinen
Füßen." Der Sultan ließ an dieser Stelle graben. Dabei entdeckte er einen
Goldschatz, der nachträglich klarmachte, was Ibn al-Arabi mit seinen Worten gemeint
hatte. In der Nähe entdeckte er dann Ibn al-Arabis Grab. Aus den Mitteln des Schatzes
baute Sultan Selim eine kostbare Türbe und eine Moschee an der Stelle, wo sich das Grab
befindet. Beides findet man noch heute in der Stadt Damaskus an einem Ort am Abhang des
Berges Qasijun, der Salihijja genannt wird.
Für eine authentische Einführung in das Werk Ibn al-Arabis, die frei sein muß von der
Verzerrungen und Entstellungen durch die europäische Orientalistik, empfehlen sich die
Schriften von Schaikh Abdalqadir as-Sufi, der als Europäer, die Lehre Ibn al-Arabis auch
einem abendländischen Publikum zugänglich gemacht hat.
|
Die Lehre von der Vollkommenheit des
Menschen
Die Lehre Ibn al-Arabis basiert auf der Anerkennung der Vollkommenheit des Menschen, der
als reiner Sklaven von Allah zu leben weiß. Diese Weisheit ist weder innerlich-esoterisch
noch äußerlich-strukturiert, sie ist nicht anderes als die harmonische Lebensweise der
überlieferten Handlungen des Propheten Muhammad, die Friede sei mit ihm. Sie ist das
Wissen, das dem Muslim almählich durch einem echten Lehrer beigebracht wird oder von
Allah geschenkt wird: Je mehr er als vollkommener Sklave Allahs tätig wird, desto mehr
wird die Wirklichkeit der Schöpfung als die Spiegelung seines eigenes Daseins. Sobald er
als Sklave Allahs in der Welt auftritt. so wird die Welt sich ihm als sein Sklave
annähern.
Der Quran bescheibt solche Männer oder Frauen als "die Freunde Allahs - keine Furcht
kommt über sie und keine Trauer". Die Aulija sind jene, in denen keine Spur des
Falschen zurückgeblieben ist. Allah hält sie immerfort im Gehorsam fest, so dass ihr
Handeln Sein Handeln ist. Im Hadith Qudsi heißt es: "Nichts gefällt Mir besser, als
etwas, das Meinem Diener hilft, in Meine Nähe zu kommen und als die Anbetung, die Ich ihm
zur Verpflichtung gemacht habe. Und Mein Diener hört nicht auf, Mir durch immer neue
bewußte Hingabe näher zu kommen, so lange, bis Ich ihn liebe. Und wenn Ich ihn liebe,
dann werde Ich das Hören, mit dem er hört, das Auge, mit dem er sieht, die Hand, mit der
er greift, und der Fuß, mit dem er geht".
Hadsch
Im Jahre 1201, im Alter von sechsunddreißig Jahren, machte Ibn al-Arabi eine Pilgerfahrt
nach Makka. Dabei betete er zu Allah, dass Er ihm alles offenbaren möge, was in dieser
Welt und in der geistigen Welten in Zukunft geschehen werde. Allah erfüllte seinen Wunsch
und offenbarte ihm die Welt der Geheimnisse.
Ibn al-Arabi in Konya
Nach dieser Pilgerfahrt reiste Ibn al-Arabi durch Ägypten und den Irak; er besuchte
Damaskus und hielt sich in Konya in der Türkei auf, wo er Sadruddin Qunyawi traf, einen
jungen Sufiqelehrten, dessen Mutter er heiratete. Seine Risalat al-Anwar fima Jumnah Sahib
al-Khalwa min al-Asrar, die von Ibn al-Arabi drei Jahre nach der Hadsch in Konya
herausgegeben wurde, war wahrscheinlich an den jungen Sadruddin gerichtet.
Im Jahre 1223 kehrte Ibn al-Arabi nach Damaskus zurück, wo er den Rest seines Lebens
verbrachte.
Quelle: Islamische Zeitung
@ Ekrem Yolcu |