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Zentralasien- Machtpolitik und Öl
Als "Tankstelle der Welt" oder auch "letzter geopolitischer
Spielplatz" wird die Zukunft Zentralasiens beschrieben. Es geht um die Ölreserven
zwischen dem Kaspischen Becken im Westen und Ostturkestan/Xinjiang im Osten. Niemand
weiß, wie viel Öl und Gas wirklich etwa in den kasachischen Feldern lagern. Es könnte
aber mehr sein als in Saudi Arabien und das weckt Begehrlichkeiten. Außer den
"glücklichen Besitzern " Aserbaidschan, Kasachstan, Turkmenien, Usbekistan,
Kirgisien und Tadschikistan sind die Hauptakteure die USA, Russland, China, die Türkei
und der Iran.
Grundsätzlich geht es diesen Staaten um den Zugang zum "Schwarzen Gold" bzw. um
dessen Abtransport. Immer noch werden unterschiedliche Pipeline-Routen diskutiert. Im
Moment fließt das Öl im kasachischen Tengis in die Pipeline, wird zum russischen
Schwarzmeerhafen Noworossijsk gepumpt, dort in Tanker gefüllt und durch das Nadelöhr des
Bosporus zirkuliert. Doch schon jetzt stauen sich dort die Schiffe, es gab Unfälle, die
die Zwölf-Millionen-Metropole Istanbul bedrohten.
So werden im Moment mindestens zwei Alternativen diskutiert: Eine neue Röhre soll die
aserbaidschanische Hauptstadt Baku mit dem türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan verbinden
ohne russisches und iranischen Territorium zu berühren. Diese Pipeline ist auch
ein Lieblingsprojekt der US-amerikanischen Regierung, die den Einfluss Russlands und Irans
in Zentralasien eindämmen möchte. Theoretisch wäre es auch möglich, Öl- und
Gaspipelines von Turkmenistan und Kasachstan an die Netze sowohl Russlands als auch des
Iran anzuschließen. So würde eine "panasiatische globale Energiebrücke"
entstehen.
China hat den Bau eines gewaltigen Netzes an Pipelines an seinen Westgrenzen in Angriff
genommen. Neben Öl aus neu erschlossenen Feldern in Tibet und Ostturkestan, könnte das
zentralasiatische Öl auch hier eingespeist werden. Die "roten Kaiser" in Peking
strecken schon seit längerer Zeit ihre Fühler nach Zentralasien aus: Dazu dient
besonders die "Shanghai Cooperations Organization", in der Russland, China,
Kasachstan, Kirgisien, Usbekistan, Tadschikistan u.a. im Bereich Sicherheitspolitik
zusammenarbeiten.
Tschetschenien als Unsicherheitsfaktor
Immerhin ist den eines Staaten gemeinsam: der Feind, den sie im islamischen Extremismus
ausgemacht haben wollen. Dieser tritt Russland angeblich in Tschetschenien entgegen, China
in der muslimischen Minderheit der Uiguren, den zentralasiatischen Ländern durch
Bewegungen in den eigenen Grenzen, die in einigen Zügen den afghanischen Taliban ähneln.
Einige Minderheiten leiden schon heute unter dieser Allianz: So werden uigurische
Flüchtlinge von Kasachstan und Kirgisien zurück nach China geschickt.
Quelle: N-TV, 25.10.2002
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