(ips)Die pakistanische Militärregierung ist
wachsender Kritik an dem von ihr so hoch gehaltenen Armutsbekämpfungsprogramm ausgesetzt.
Anlass dazu bietet ein neuer Bericht des staatlichen Pakistanischen Medizinforschungsrats
(PMRC) in der Hauptstadt Islamabad, nach dem in dem südasiatischen Land jedes dritte Kind
im Alter von unter fünf Jahren unterernährt ist.
"In Pakistan ist Unterernährung nach wie vor ein großes Problem", fasst der
Report zusammen und warnt, gerade unterernährte Kinder seien das deutlichste Zeichen für
grassierende Armut und eine fatale Bremse für Entwicklungsvorhaben der kommenden Jahre.
Laut der PMRC-Studie sind 30 bis 40 Prozent aller pakistanischen Kinder unter fünf Jahren
für ihr Alter und 14 Prozent für ihre Größe zu leicht.
"Ein erfolgreicher Kampf gegen die Unterernährung würde Todes- und Krankheitsraten
und mit ihnen auch die Ausgaben für den Gesundheitsbereich senken. Zugleich wären eine
erhöhte Lernfähigkeit, steigende Produktivität und insgesamt ein Fortkommen des Landes
die Folge", heißt in dem Papier.
Auf ähnliche Weise argumentiert auch der Arzt Zaeemul Haq. "Aus schlecht ernährten
Kindern werden krankheitsanfällige und damit wenig verlässlich arbeitende
Erwachsene", bedauert er.
Für viele Entwicklungsexperten sind die Ergebnisse der neuen Studie ein handfester
Hinweis darauf, dass das staatliche Armutsbekämpfungsprogramm erhebliche Defizite
aufweist. Kritik weckt vor allem die starke Konzentration auf die finanzielle Seite der
Armut, der die Regierung mit Mikrokrediten beizukommen versucht.
"Natürlich ist auch das eine Hilfe, aber wir müssen mehr tun",
moniert ein Mitglied der staatlichen Planungskommission, das seinen Namen nicht preisgeben
möchte. Nötig sei Einsatz für die medizinische Grundversorgung, aber auch für sauberes
Trinkwasser, hygienische Sanitäranlagen und die Umwelt. |
Laut Birendra Shrestha vom
Weltkinderhilfswerk (UNICEF) ist verunreinigtes Trinkwasser die Hauptursache für
Durchfallerkrankungen, an denen in Pakistan im Jahr mehr als 250.000 Kinder sterben. Auch
Shrestha ist der Ansicht, dass dieser Bereich der Armutsbekämpfung von Islamabad
sträflich vernachlässigt wird. Kein einziges Ministerium fühle sich zuständig.
Nach offiziellen Angaben hat etwa die Hälfte der pakistanischen Bevölkerung von 145
Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Auch verfügt in den ländlichen
Gegenden, wo 60 Prozent der Bevölkerung leben, nur ein Viertel der Anwohner über
Sanitäranlagen.
Alles andere als gut ist die Wasserqualität selbst in den Städten. So hat der
Pakistanische Rat für die Erforschung der Wasserressourcen unlängst auf Untersuchungen
verwiesen, nach denen 75 Prozent aller in Islamabad und 87 Prozent aller in Rawalpindi
genommenen Wasserproben schwer bakteriell verseucht sind und das Wasser in diesen beiden
Städten für den menschlichen Gebrauch strenggenommen ungeeignet ist.
Als dramatisches Zeichen werten Kritiker auch die Tatsache, dass 50 Prozent der
pakistanischen Bevölkerung vom staatlichen Gesundheitssystem abgeschnitten sind. Völlig
unverständlich ist für sie ferner, dass die Regierung Steuerausfälle im letzten Monat
mit einer 15-prozentigen Kürzung des für die Armutsbekämpfung vorgesehen Budgets
beantwortet hat.
Quelle: Islamische Zeitung
@ Ekrem Yolcu |