Ein Leben für die Islamwissenschaft - Annemarie Schimmel wird 80Brückenbauerin zwischen dem Islam und Europäern - Von Stephanie Lettgen |
![]() Die Preisverleihung des Friedenspreises war allerdings umstritten, weil Schimmel in einem Fernsehinterview den Schriftsteller Salman Rushdie kritisiert hatte. Er habe in seinem Roman «Die satanischen Verse» die Moslems «auf sehr üble Art» verletzt, hatte sie damals gesagt. Gegner und Befürworter der Friedenspreisträgerin lieferten sich daraufhin monatelang eine hitzige kulturpolitische Debatte. Nach Ansicht Schimmels ist der Islam die «am meisten angegriffene und missverstandene» aller Religionen. Ihr Lebenswerk habe sie deshalb der Verständigung zwischen Ost und West geweiht, hat die Professorin immer betont. Einer ihrer Forschungschwerpunkte ist die islamische Mystik. Schimmels Buch «Mythische Dimensionen des Islam» gilt in Fachkreisen als Standardwerk. Die Universität Bonn richtete ihr zu Ehren den Annemarie-Schimmel-Lehrstuhl ein. Im pakistanischen Lahore ist ein Boulevard nach ihr benannt. |
Aus mehreren orientalischen Sprachen hat die
Wissenschaftlerin tausende Verse und Gedichte von Volksdichtern übersetzt. Die arabische
Sprache erlernte sie bereits als 15-Jährige. Nach einem Studium der Arabistik und
Islamwissenschaft promovierte sie in Berlin und habilitierte sich 1946 an der Universität
München. Sie lehrte in Marburg, bevor sie 1954 als Professorin für Religionsgeschichte
an die Islamisch-Theologische Fakultät der Universität Ankara berufen wurde. 1961
erhielt sie eine Professur in Bonn, von 1967 an war sie außerdem Dozentin für
indo-muslimische Kultur an der Harvard-Universität in den USA. Quelle: Islamische Zeitung |